Helge Timmerberg

    Die Leichtigkeit des Grases

    05:41 Minuten
    Das Buchcover von "Joint Adventure" zeigt den Autoren in einem Anzug mit Cannabis-Print und Sonnenbrille.
    © Piper Verlag

    Helge Timmerberg

    Joint Adventure. Eine Reise in die Welt des CannabisPiper Verlag GmbH , 2023

    256 Seiten

    22,00 Euro

    Eine Rezension von Gerrit Stratmann · 22.09.2023
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    Anekdoten aus der eigenen Marihuana-Zeit, eine Rekapitulation der Geschichte der Hanfpflanze und Schilderungen von Reiseerlebnissen: Helge Timmerbergs Buch ist ein lässiger, unaufgeregter Streifzug durch die Welt des Cannabis.
    Wie ist das so, auf Droge sein? Was macht ein Joint mit dir? Und wie gehen die Leute mit Cannabis um in Ländern, in denen der Konsum erlaubt oder wenigstens geduldet ist? Der Reisejournalist Helge Timmerberg ist bekennender Kiffer seit mehr als 50 Jahren. Während in Deutschland noch diskutiert wird, welche Folgen die von der Bundesregierung geplante Legalisierung des Stoffes haben kann, besucht er die Länder, in denen der Umgang mit Hanfprodukten bereits weitgehend entkriminalisiert wurde.

    Überdosis „aktiver“ Kekse

    Sein Buch startet mit einer kurzen Rekapitulation der mindestens 4.800 Jahre alten Geschichte der Hanfpflanze als wundersames Heilmittel. Von den Kreuzrittern wurde sie aus dem Orient nach Europa gebracht, und erst im 20. Jahrhundert kam es zur weltweiten Prohibition des Konsums von Cannabis. Dem folgen ein paar Anekdoten aus Timmerbergs eigener Cannabis-Zeit seit den 70er-Jahren, Begegnungen mit Dealern und Polizisten, Geschichten von Durchsuchungen und Flugreisen – ein Leben, geprägt von Heimlichtuerei wegen Beschaffung und Besitzes seiner Wohlfühldroge, die er mit 17 Jahren zum ersten Mal kennenlernt.
    Und dann erzählt er von seinen Reiseerlebnissen: Von Partys, in die er auf Malta hineingerät, von Jesus-Visionen im Kloster der Hildegard von Bingen in Rüdesheim, vom ältesten Coffee-Shop in Amsterdam, von einer Überdosis „aktiver“ Kekse auf Mallorca, von Ausflügen ins marokkanische Gebirge, wo Bauern die Hälfte des weltweit verkauften Haschischs anbauen, von Vergnügungsvierteln und Cannabis-Schiffstouren in Bangkok, von der Armut in LA und den 500.000 Arbeitsplätzen, die durch Cannabis in den USA bereits geschaffen wurden.
    Porträt von Helge Timmerberg, einem Mann mittleren Alters mit Dreitagebart und schulterlangem braunem Haar.
    Helge Timmerberg begreift sich nicht als Missionar für Cannabis. Er schreibt einfach darüber, wann ihm ein Joint hilft und wann er ihm schadet – und warum das niemanden etwas angeht als ihn selbst.© imago stock&people / imago stock&people

    An viele Orte zurückgekehrt

    Für sein Buch ist Timmerberg an viele Orte zurückgekehrt, an denen er schon einmal war. In den schlaglichtartigen Begegnungen und Situationen, die er schildert, wirft er viele Fragen auf: Warum hat man der Menschheit das Jahrtausende alte Gewohnheitsrecht auf eine mehr oder weniger harmlose Droge genommen? Taugt Cannabis als Einstiegsdroge zu härteren Stoffen? Welche gesundheitsfördernden Wirkungen hat die Hanfpflanze? Was passiert bei einer Überdosis?
    Eine Hilfe zur Entscheidungsfindung für den politischen Prozess der Legalisierung in Deutschland ist sein Buch aber nicht. Dafür sind seine Ausführungen zu subjektiv, zu anekdotisch. Timmerberg schreibt ebenso viel über sich selbst wie über die Länder, die er bereist, oder den Stoff, auf dessen Spur er sich begibt.

    Vertraulich-offener Plauderton

    Statt nüchterne Sachbuchliteratur zu sein, transportiert sein Text eine entspannte Lässigkeit: Es sind unaufgeregte Geschichten, assoziativ ausgeschmückt, gewürzt mit prägnanten Beobachtungen und Lebenserfahrungen, vorgetragen in einem vertraulich-offenen Plauderton, der beim Lesen eine wohltuende Leichtigkeit verströmt - und der Abstinenzler erstaunliche Einblicke in eine fremde Welt gewährt.

    Helge Timmerberg: "Joint Adventure. Eine Reise in die Welt des Cannabis"
    Piper Verlag GmbH 2023
    256 Seiten; 22 Euro

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