Gesundheit

Die heilende Wirkung des Schwimmens

06:24 Minuten
Schwimmerin mit Kind
Wasser kann eine therapeutische Wirkung für Menschen in jedem Alter haben. © Thorsten Philipps
Von Thorsten Philipps · 12.03.2023
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Schwimmen macht glücklich und entspannt. Trotzdem ist die Zahl der Nichtschwimmer angestiegen – auch wegen der Coronapandemie. Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren kann nicht schwimmen, was auch an den Erwachsenen liegt.
Cecilia Heise bringt Kindern das Schwimmen bei. Sie selbst ist ein kleines Schwimmwunder, denn sie konnte schon mit eineinhalb Jahren schwimmen.
Die Schleswig-Holsteinerin, die zurzeit in Hildesheim Mathe und Sport studiert, erinnert sich noch gut an ihren ersten Sprung vom Dreimeterbrett:
"Meine Mama war da oben, und ich wollte auch hoch. Und da war ich genau 19 Monate zu dem Zeitpunkt. Dann hat mich der Schwimmmeister hoch gebracht. Dann bin ich voll gesprungen - und schwimmen konnte ich zu dem Zeitpunkt ja schon, bin ich an den Rand geschwommen."

Totale Schwerelosigkeit und Freiheit

Kein Wunder, dass sie das Wasser liebt.

Verständlich, dass auch ihre Mutter Claudia Heise eine echte Wasserratte ist. Sie gibt Schwimmkurse in Timmendorfer Strand in einem Schwimmbad. Das wird gerade saniert - und deshalb sitzen ihre Kurs-Kinder und sie derzeit auf dem Trockenen.
Für Claudia Heise kaum zu ertragen, denn Wasser ist ihr Element. 

"Weil wir alle aus dem Wasser kommen und weil Wasser einfach Spaß macht. Totale Schwerelosigkeit und Freiheit."

Wasser hilft Schwangeren und alten Menschen

Für Rettungsschwimmerin Claudia Heise hat das Wasser eine heilende Wirkung.
Das bestätigen auch Experten verschiedener Krankenkassen. Sie sagen, dass Frauen in der Schwangerschaft weniger Beschwerden haben.
Kerstin Seifert, die in dem Lübecker Pflegeheim Hanse-Residenz sowohl alten Menschen mit Wassergymnastik und Aquacycling hilft, sowie Babyschwimmkurse anbietet, weiß, warum das Wasser heilende Wirkung hat.

"Nicht nur dadurch, dass wir nur zehn Prozent unseres Gewichts im Wasser haben - aber den 900-fachen Widerstand zu Luft. Dann wirkt es natürlich aufs Bindegewebe. Das ist wie eine permanente Massage - und, ganz wichtig, aufs Lymphsystem. Wir unterrichten ja das Aquaycling  - das ist etwas, was in der Reha entwickelt wurde für die Wiedereinsetzung von Kniegelenken."
Auch Wassereinlagerungen und Krampfaderbildungen können abgeschwächt werden. Der Wasserdruck wirkt an den Beinen wie ein natürlicher Kompressionsstrumpf.
Kerstin Seifert wirbt für das Schwimmen, für sie ist es eine Herzensangelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Schwimmen stärkt das Herz.

Wasserdruck verengt Blutgefäße

Durch den Wasserdruck verengen sich die Blutgefäße an der Hautoberfläche. Dadurch wird das Blut zurück in den Brustraum gedrängt und das Herz muss kräftiger arbeiten als bei Sport an Land. Langfristig passt sich das Herz an Belastung an und wird leistungsfähiger.
Natürlich ist Wassersport insgesamt sehr gelenkschonend und stärkt die Rückenmuskulatur. Gerade für Menschen mit Übergewicht ist Schwimmen eine gute Alternative beim Abspecken. Das weiß auch Bjön Hoppe, der Chef der Lübecker Bäder:

"Wenn man älter ist oder vielleicht auch mal Hüfte, Knie oder Rücken hat, dann natürlich, um die Muskulatur gleichmäßig zu trainieren. Dazu kommt dann vielleicht noch die Wärme, die Auftriebskraft. Das erleichtert sehr, sehr vieles - und man nutzt das therapeutisch."

Hoher Kalorienverbrauch im Wasser

Ein 80 Kilogramm schwerer Mensch kann knapp 1.000 Kalorien pro Stunde verbrauchen, wenn er schnell krault, beim Brustschwimmen ist es ein Drittel weniger.
Der Kalorienverbrauch ist im Wasser auch deswegen so hoch, weil der Körper Energie braucht, um den Temperaturunterschied zum Wasser auszugleichen.
Gerade derzeit ein Thema, weil auch Björn Hoppe Energie einsparen muss und deshalb die Temperaturschraube nach unten gedreht hat.

"26 Grad ist natürlich kühler als 28, solange man in Bewegung ist, fällt es den meisten gar nicht schwer. Wenn man aber dann doch mal eine Pause macht, dann ist es schon frischer."

Weniger Eltern gehen mit Kindern schwimmen

Hoppes Betriebsleiterin Katja Pollex bringt Kindern schon seit 30 Jahren das Schwimmen bei. Sie sagt, dass immer weniger Eltern den Kindern Spaß am Wasser vermitteln.
Dabei wären Tauchspiele in der Badewanne mit Wasserblubbern total wichtig, um die Kinder positiv ans Wasser zu gewöhnen.
Schwimmendes Kind
Wasser kann auch Kindern mit Behinderungen helfen.© Thorsten Philipps
"Es wird immer schlimmer. Früher sind die Eltern mehr mit ihren Kindern schwimmen gegangen. Durch die Pandemie ist viel ausgefallen. Das einfache Duschen oder das Gesicht nass machen zu Hause - das fällt den Kindern heutzutage sehr schwer."

Schwimmen hilft bei Behinderungen

Ein Trend, den auch Cecillia Heise kennt. Da hilft nur Überzeugungsarbeit, denn für die Kinder ist Schwimmen ein Segen, sagt sie, gerade wenn sie auch Behinderungen haben

"Die das wirklich brauchen, um etwas zu haben, in dem sie stolz auf sich sein können. Weil sie etwas können, was ihnen vielleicht vorher gar nicht zugetraut wurde."

Wasser kann uns glücklich machen

Cecillia würde, wenn sie schwanger wäre, sicherlich eine Unterwassergeburt wählen.

"Eine Geburt ist ziemlich schmerzhaft. Dass ich mich dann da noch ein bisschen wohler fühle durch diese Umgebung mit etwas, was ich wirklich unfassbar schätze."

Wir kommen aus dem Wasser, wir sind Wasser, da liegt es nahe, dass Wasser uns glücklich machen kann.

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