Heffa Schücking

"Ich wollte die nächste Jane Goodall werden"

Die Biologin und Umweltaktivistin Heffa Schücking
Die Biologin und Umweltaktivistin Heffa Schücking © Urgewald / Rasmus Schübel
Moderation: Susanne Führer · 11.07.2016
Seit über 20 Jahren kämpft Heffa Schücking mit ihrem Verein Urgewald: Die Kampagnen der Umweltaktivistin setzten dort an, wo es wehtut, beim Geld. Wie sie in einem Unternehmen umweltbewusste Unterstützer findet, hat Susanne Führer sie gefragt.
1992 hat Heffa Schücking den Verein Urgewald gegründet, der inzwischen 16 Mitarbeiter hat. Er finanziert sich zu 50 Prozent von Spenden, die andere Hälfte kommt von Stiftungsgelder für bestimmte Projekte.
"Wir waren der Meinung, dass Deutschland als eine globale Wirtschaftsmacht auch eine Organisation braucht, die sich eben mit den Umwelt- und Menschenrechtsfolgen der Aktivitäten deutscher Banken und Konzerne im Ausland beschäftigt."
Die kleine Gruppe von Umweltaktivisten sitzt in einem Dorf im Münsterland. Von dort aus organisieren sie Kampagnen gegen Investoren und Finanziers von Projekten, die sie für umweltschädlich halten. Von 2006 bis 2009 beispielsweise klärten sie deutsche Banken, danach den Energiekonzern RWE über die Folgen des geplanten Atomkraftwerkes Belene in Bulgarien auf.
Es sollte in einem Erdbebengebiet gebaut werden, Gegner wurden mit dem Tode bedroht und Urgewald stieß auf einen ehemaligen Atomkraftmitarbeiter, der seinen Job verloren hatte, weil er den Bau des neuen Atomkraftwerkes an dieser Stelle als bedenklich ansah. Drei Jahre lang dauerte es, bis die Aufklärungskampagnen von Urgewald die Finanziers des Atomkraftwerkes so abschreckte bis sie nicht mehr bereit waren, den Neubau dieses Atomkraftwerkes zu finanzieren. Das bulgarische Atomkraftwerk Belene wurde bis zum heutigen Tag nicht gebaut.

In den USA politisiert

Sie sei in den USA durch den Vietnamkrieg politisiert worden, erzählt Schücking. Dort verbrachte sie ihre Jugend, weil ihr Vater, ein Astrophysiker, 1962 mit der ganzen Familie in die USA zog, weil er eine Stelle an der ein Universität Austin in Texas annahm. Ihre Eltern seien Pazifisten gewesen, und deshalb habe die Familie die Auseinandersetzungen über den Vietnamkrieg in den USA besonders sensibel wahrgenommen.
Schücking kehrte nicht zuletzt deswegen nach Deutschland zurück und studierte Biologie:
"Ich wollte die nächste Jane Goodall werden."
Stattdessen bekam sie eine Tochter und wurde zur Umweltaktivistin. Dazu brauche man einen langen Atem und auch Mut, denn lokale Verbündete seien auch schon umgebracht worden:
"Im Moment gibt es eine zunehmende Tendenz, dass Umweltorganisationen, Umweltaktivisten, soziale Aktivisten, dass die in vielen Ländern immer stärkeren Bedrohungen ausgesetzt sind."
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