Harald Schmidt über Depression

"Das hat nichts zu tun mit 'Hab dich nicht so'"

08:08 Minuten
Harald Schmidt steht im Freien. Er trägt einen weißen Bart und Krawatte. Er blickt in die Kamera.
Schirmherr mit Botschaft: Harald Schmidt wirbt dafür, offen über Depressionen zu sprechen. © picture alliance / dpa / Felix Hörhager
Harald Schmidt im Gespräch mit Axel Rahmlow · 04.06.2022
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Anlässlich des 6. Patientenkongresses Depression in Frankfurt spricht Moderator Harald Schmidt über die Krankheit. Die Therapiemöglichkeiten hätten sich positiv entwickelt, findet er. Auch Humor spiele eine wichtige Rolle beim Umgang mit Depression.
Wenn Harald Schmidt den 6. Patientenkongress Depression in Frankfurt moderiert, wird dort auch öfter gelacht werden. Eine Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit sei wichtig bei dem Thema, sagt Schmidt. "Die Ernsthaftigkeit kommt natürlich von den Dozentinnen und Dozenten, die die Vorträge halten. Aber dazwischen muss ja auch immer mal erklärt werden, wo es was zu essen gibt." Die Aufgabe eines solchen Kongresses sei es auch, "mal einen Tag lang die Sonne scheinen zu lassen".

Über Depression muss öffentlich geredet werden

In der breiten Öffentlichkeit werde inzwischen mehr über das Thema gesprochen, stellt Schmidt fest. Das erfahre er beispielsweise auch im Zusammenhang mit dem Podcast "Raus aus der Depression", den er als Schirmherr der Depressionshilfe in Zusammenarbeit mit dem NDR herausgebe. "Das Hauptargument, das wir immer hören ist, dass es sehr, sehr wichtig ist, dass darüber geredet wird." Depression habe nichts zu tun mit 'Hab Dich mal nicht so'.

Es ist eine Krankheit – und man sollte möglichst schnell in professionelle Hände geraten.

Harald Schmidt, Schirmherr der Deutschen Depressionshilfe

Viele begeben sich zu spät in Behandlung

Alle Betroffenen, mit denen er in dem Podcast über ihre Krankheit gesprochen habe, hätten dasselbe berichtet, erzählt Schmidt – nämlich: "Ich hätte schon viel früher in eine Klinik gehen sollen, ich hätte viel früher die Klischee-Vorstellungen, die ich von einer medikamentösen Behandlung habe, abbauen sollen". So gebe es immer noch das Vorurteil, dass man "zugedröhnt" oder abhängig werde. Alle Patienten, die er gesprochen habe, hätten jedoch erklärt, die Medikamente seien eine große Hilfe gewesen – in Kombination mit anderen Therapien.

Die Krankheit nicht vertuschen

Interessant sei für ihn auch, was für eine positive Entwicklung es bei der Behandlung der Krankheit gebe und welch unterschiedliche Therapiesäulen existierten, so Schmidt. Ebenso wichtig sei aber auch, dass Betroffene ihre Erkrankung im eigenen Umfeld thematisieren könnten und sich möglichst schnell öffneten: "Je länger man versucht, das zu verharmlosen oder zu vertuschen, umso leidvoller ist es für die Betroffenen."

Kurt Krömer und Torsten Sträter machen es vor

Ein positives Beispiel sieht Schmidt in den Comedians Kurt Krömer und Torsten Sträter, die beide von der Depression betroffen sind und für ihren Talk über ihre Erkrankung in der Sendung "Chez Krömer" nun den Grimme-Preis 2022 erhalten. Wenn er einmal in die Situation komme, dass jemand finde, bei solchen Menschen sei die Schirmherrschaft der Depressionshilfe besser aufgehoben, könne er nur sagen: "Da bin ich einer, der großzügig das Feld räumt."
(ckü)
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