Hans Eichel zur Steuerhinterziehung

"Das ist eine Form von Egoismus, die sitzt tief"

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Hans Eichel, Bundesfinanzminister a.D., © picture alliance / dpa / Susannah V. Vergau
Hans Eichel im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 29.02.2016
Der ehemalige Fußballmanager Uli Hoeneß ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. 28,5 Millionen Euro hatte er hinterzogen. Ex-Finanzminister Hans Eichel macht Egoismus für Steuerdelikte verantwortlich - und historische Gründe.
Nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe wurde der 64-jährige Ex-Fußballmanager Uli Hoeneß vorzeitig aus der Haft entlassen. Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß im März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Der Fall Hoeneß hatte eine massive Medienpräsenz - und ist dennoch nur einer von vielen Steuerdelikten im Land. Warum zahlen die Deutschen eigentlich so ungern Steuern?

"Der deutsche Staat ist vergleichsweise effizient"

"Die Deutschen hatten - ich denke, es hat sich aber etwas gebessert - kein so gutes Verhältnis zu ihrem Staat", sagt der ehemalige Finanzminister und SPD-Politiker Hans Eichel. "Die Skandinavier zum Beispiel haben halt sehr viel länger Demokratie, sie haben sehr viel länger Frieden, sie haben eine sehr viel ausgeprägtere Vorstellung auch von gesellschaftlicher Gleichheit." Je weiter man in Europa nach Süden komme, desto "weniger wird dem Staat getraut - und Deutschland liegt da so mittendrin".
Dabei sei der deutsche Staat "vergleichsweise effizient", so Eichel weiter. "Da werden Sie auf der Welt lange suchen müssen, ehe Sie Staaten finden die ähnlich effizient sind." Es werde von manchen Menschen ausgeblendet, "dass ohne die Straßen, die öffentlich gebaut werden, ohne die Schulen, die Kindergärten, sie all das ja nie geworden wären, was sie sind", sagte Eichel. "Das ist schon eine Form von Egoismus, die sitzt tief."
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