"Halt auf freier Strecke"

Von Jörg Taszman · 16.11.2011
Gleich in der ersten Szene erfährt der ca. 40-jährige Frank, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Eine Chance auf ein Wunder besteht nicht. Frank hat nur noch wenige Monate zu leben. Wie aber wird die Familie damit umgehen, wie sagt man es den Kindern? Frank beschließt mit seiner Frau, zu Hause zu bleiben und auch dort zu sterben.
Andreas Dresen macht es sich nicht leicht mit seinen Themen und schafft dennoch den Zuschauer mit einem so traurigen Thema wie dem Sterben derart zu packen, zu fesseln, zum Lachen und Weinen zu bringen, dass der minutenlange Beifall bei der Weltpremiere in Cannes völlig berechtigt war.

Das gelingt Andreas Dresen und seinem herausragenden Darstellerensemble um Milan Peschel und Steffi Kühnert vor allem, weil sich Dresen nicht scheut, die Banalität und Komplexität des Alltags mit einem Todkranken ehrlich zu filmen. So sieht man auch Spannungen, Wut und zynischen Streit. Frank ist nicht nur der bedauernswerte Kranke, sondern wird mit der Krankheit auch aggressiver und anstrengender. Dresen verzichtet aber auch nicht auf Tragikomik im Alltag, man darf und kann auch immer wieder schmunzeln.

Dadurch ist "Halt auf freier Strecke" ein Film, der weh tut, aber so menschlich, so wunderbar vom Leben abschaut, dass man das Kino traurig aber auch wieder lebensfroh und voller Hoffnung verlässt. Der beste und berührendste, deutsche Film des Jahres!

Deutschland 2011 - Regie: Andreas Dresen, Darsteller: Milan Peschel, Steffi Kühnert, Talisa Lilly Lemke, Mika Nilson Seidel, Ursula Werner, Otto Mellies, Christine Schorn, Inka Friedrich. ab 6 Jahren, 110 Minuten

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