K-Pop-Band Aespa

Vier Avatare retten die Welt

08:46 Minuten
Vier Mitglieder der K-Pop-Band Aespa tanzen während eines Auftrittes in Goyang.
Die südkoreanische K-Pop-Band Aespa tritt 2021 beim World K-Pop Concert in Goyang auf. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Ahn Young-joon
Laura Aha im Gespräch mit Oliver Schwesig · 18.01.2022
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Avatare als feste Bandmitglieder: Das Label SM Entertainment treibt mit der K-Pop-Band Aespa die Virtualisierung der Popmusik voran. Als Bonus gibt es eine packende Story obendrauf. Die Fans sind begeistert.
Der Titel "Next Level" ist Programm beim K-Pop-Label SM Entertainment: Die koreanische Band Aespa soll nämlich nicht nur eine weitere K-Pop-Girlgroup sein, sondern die Zukunft des Entertainments. Für dieses Pop-Gesamtpaket setzt das Label auf künstliche Intelligenz und eine starke Science-Fiction-Story.
Der Clou: Nur vier der acht Bandmitglieder sind tatsächlich echte Menschen. "Die Sängerinnen heißen Karina, Gisele Winter und Ningning und haben jeweils einen eigenen Avatar. Der wurde durch künstliche Intelligenz generiert und sieht im Prinzip genauso aus wie eine Anime-Version der echten Sängerin", beschreibt unsere Kritikerin Laura Aha das Konzept. Die Avatare treten in den Musikvideos der Band auf und sind vollwertige Mitglieder.

Ein eigenes Universum

Erfolgreich ist die Band auf jeden Fall: Die erste Single "Black Mamba" knackte nach 52 Tagen die Marke von 100 Millionen Plays, "Next Level" als zweite sogar binnen 32 Tagen.

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SM-Entertainment Gründer Lee Soo-man trage die Vision von einem sogenannten "SM Culture Universe" schon seit einigen Jahren mit sich herum, berichtet Laura Aha. Dabei geht es um "eine Art Entertainment-Welt, die nicht nur im echten Leben passiert, sondern virtuell weitergeht, also zum Beispiel in Comics, in Computerspielen oder in Apps. Aespa ist die erste Band, die in diesem hybriden Universum stattfindet."

Avatare, aus hochgeladenen Daten belebt

In dieser Welt gebe es Avatare, die wie virtuelle Abziehbilder aus den Daten erstellt werden, die jeder täglich ins Netz hochlade. Diese lebten dann quasi mit ihren realen Vorbildern zusammen.
Im Fall von Aespa treten sie als Teil der Band auch in den Musikvideos auf – wie in dem zur ersten Single "Black Mamba".

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"Black Mamba" ist eine Figur, die für das komplexe Storytelling eine tragende Rolle spielt. SM Entertainment habe die Erzählung nach dem Single-Release sogar in einer Art Anime-Actionserie erklärt.
"In der Welt von Aespa sind die Avatare durch sogenanntes sinkholes von der virtuellen in die echte Welt übergetreten", erläutert Laura Aha die Idee. "Sie sitzen dann zusammen mit ihren menschlichen Versionen in der Uni-Vorlesung oder spielen mit ihnen zusammen Computerspiele."
Black Mamba ist der Bösewicht, "eine Art Schlangenwesen, das vorhat, die Verbindung zwischen der realen und der virtuellen Welt zu kappen – und Aespa müssen als Superhelden antreten, um das zu verhindern."

Perfektionierung der Vermarktung

"Man kann sagen, dass die K-Pop-Industrie dieses Spiel mit Aufmerksamkeit und Vermarktung von Musik auf verschiedensten Plattformen perfektioniert hat", findet Laura Aha. "Das Storytelling um die Band ist natürlich superschlau gemacht, weil die Geschichte sich nach und nach entfaltet. Das ist die perfekte Strategie, um die Fans dauerhaft bei der Stange zu halten."
Das könne man kritisieren, sagt unsere Kritikerin. "Aber man kann sich auch einfach drauf einlassen, weil es total Spaß macht, sich in dieser Welt zu bewegen."
Auf ihren bisherigen Veröffentlichten legen Aespa eine erstaunliche Wandelbarkeit an den Tag: "Da geht es dann von der dramatischen Pop-Hook über zu einem lässigen Rap-Part und absoluten Ohrwurm-Vokalisationen, die man einfach tagelang nicht mehr aus dem Kopf kriegt."
Vier Mitglieder der K-Pop-Band Aespa präsentieren sich auf einer Thanks-Giving-Parade in New York.
Die vier menschlichen Mitglieder der K-Pop-Band Aespa präsentieren sich auf einer Thanks-Giving-Parade in New York.© picture alliance / NDZ/STAR MAX/IPx / NDZ/STAR MAX/IPx
Was sie an Aespa außerdem spannend finde, so Laura Aha: "Dass sie diese K-Pop-Perfektion, die man dem Genre gerne auch mal vorwirft, mit so einer gewissen etchiness und coolness Attitüde unterwandern."
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