Günter Grass als Mahner

Die alten Geschichten waren kein Thema

Friedrich Christian Delius im Gespräch mit Jörg Magenau · 14.04.2015
Friedrich Christian Delius war ein Weggefährte von Günter Grass. Sie kannten einander aus der Gruppe 47 und unterstützten beide den Wahlkampf Willy Brandts. Über Weltanschauliches hätten sie aber nie gesprochen, so Delius.
Wenn der Autor Friedrich Christian Delius auf Günter Grass traf, ging es meist um "handwerkliche, konstruktive Fragen" - um Literatur, und nicht um Kriegserfahrungen oder weltanschauliche Dinge. "Über die SPD mochte ich nicht mit ihm reden", bekennt Delius. "Die alten Geschichten, die jemand mit sich schleppte, die waren auch kein Thema."
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Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius© Deutschlandradio - Matthias Dreier
Gab sich Grass als Mahner, war Delius eher distanziert: "Es gab diese Phasen, wo er seinen Humor verloren hatte." Auch als Autor wollte Delius anders sein als Grass und habe sich, wie er sagt, von diesem abgegrenzt:
"Ich habe schnell gemerkt, dass mein Temperament ein anderes ist, dass meine Mittel auch andere sind und ich eher die inneren, die psychologischen Aspekte von Figuren in der Reibung mit der Gesellschaft herausstelle, aber nicht so sehr der Verkünder oder der Mahner wäre, der Grass in manchen seiner Bücher allzu sehr geworden ist. Das fand ich eher zu vermeiden."
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