Große Abenteueroper für Kleine

Von Roger Cahn |
"Offen für alle" ist das Konzept des Intendanten Andreas Homoki in Zürich. Und es geht auf: Mit der "Schatzinsel" öffnet das Opernhaus dem jugendlichen Publikum Augen und Ohren für die faszinierende Welt des Musiktheaters.
Ende für "Zauberflöte für Kinder" – Aufbruch in eine neue Ära der Oper für Kinder und Jugendliche. Die Intendanz Homoki in Zürich öffnet sich – dem an der Komischen Oper in Berlin erfolgreichen Konzept folgend – dem jugendlichen Publikum, indem sie ihm Augen und Ohren für die faszinierende Welt des Musiktheaters öffnet. "Die Schatzinsel" nach dem Roman von Robert Louis Stevenson bildet zu diesem Unterfangen den gelungenen Startschuss.

Frank Schwemmer schreibt eine zeitgemässe Musik für großes Orchester, Chor und Solisten. Er gibt sich eingänglich-modern mit gelegentlichen Anleihen an Kurt Weill oder an gute Filmmusik ohne dabei auf die Marke "Ohrwurm" zu setzen. Die individuell gestalteten Hauptfiguren haben Arien, Duette und Ensembles zu singen; Piraten und Matrosen bilden den Chor, der vor allem durch rhythmisch und choreographisch gestaltete Szenen überzeugt. Der berühmte Song der Piraten mit dem Refrain "yo yo yo und a Buddle voll Rum" prägt sich ein, ohne dass man ihn gleich nachsingen könnte.

Michael Frowin hält sich ziemlich genau an die Vorlage von Stevenson. Um die Oper nicht allzu männerlastig zu belassen, fügt er eine reiche Baronin (hervorragend gesungen und gespielt von Irène Friedli) mit zwei frivolen Nichten ein, welche Jim Hawkins Reise zur Schatzinsel ermöglicht und dann immer wieder in kritischen Momenten mit ihrem Geld hilfreich ins Geschehen eingreift. Toll die Idee, den auf der Insel vom mysteriösen Käpt’n Flint zurückgelassenen Ben Gunn als Schweizerdeutsch sprechendes wildes Männlein zu zeichnen. Martin Zysset nutzt diese Rolle, um eine echte Identifikationsfigur für die Kinder zu schaffen.

Regie und Bühnenbild von Nadja Loschky und Henrik Ahr entwickeln ein wahres Feuerwerk an Ideen. Obwohl die reine Spielzeit rund zwei Stunden beträgt, wird es – mit Ausnahme in der letzten Viertelstunde vor der Pause – kaum unruhig im jungen Publikum. Dabei geht die Präzision nie verloren – keine einfache Sache, bei 25 Mitwirkenden – die Bühnenarbeiter, welche auf offener Szene zwischen erstem und zweitem Akt die Kneipe in das Schiff "Hispaniola" verwandeln, nicht einberechnet.
Andreas Homoki, Intendant der Komischen Oper Berlin
Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich.© picture alliance / dpa / Claudia Esch-Kenkel
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