Griechisches Staatsorchester mit Stefanos Tsialis

Hommage auf Nikos Skalkottas

Moderation: Volker Michael · 17.05.2019
An den 70. Todestag des griechischen Komponisten Nikos Skalkottas erinnert das Athener Staatsorchester mit diesem Konzert. Chefdirigent Stefanos Tsialis hat dazu auch die Geigerin Tianwa Yang eingeladen.
Nikos Skalkottas ist eine faszinierende wie tragische Gestalt der Musikgeschichte. Der immens begabte und ambitionierte griechische Musiker kam zum weiteren Studium nach Berlin und gehörte Ende der 1920er Jahre zum engen Kreis um Arnold Schönberg. Der Lehrer schätzte seinen Schüler außerordentlich - Skalkottas wiederum sah in Schönbergs Theorie und Praxis die wichtigste Inspiration für sein eigenes Schaffen. Hie und da konnte er in Europa erste Erfolge mit seinen Werken feiern. Doch der aufziehende Faschismus verdunkelte seine Entwicklungsperspektiven - Skalkottas kehrte nach Athen zurück und fand hier keinen Anklang mehr mit seiner avancierten Musik.

Tragische Gestalt

Als Musiker der zweiten Geigen arbeitete in jenem Orchester, das nun eine Hommage auf Skalkottas spielt, im Athener Staatsorchester. Ironie der Geschichte - die faschistischen deutschen Besatzer haben die Einrichtung dieses Orchesters betrieben, die zuvor Skalkottas und seine Kollegen aus Deutschland vertrieben hatten.
Die Geigerin Tianwa Yange
Die Geigerin Tianwa Yange © Andrej Grilc/Website Tianwa Yang
Die Geigerin Tianwa Yang wird in diesem Konzert im Athener Megaron das Violinkonzert von Alban Berg spielen. Der Wiener Komponist gehörte ebenfalls zum Kreis um Arnold Schönberg, war aber weniger Lehrer denn unabhängiger Partner des Übervaters der Zweiten Wiener Schule. Mit seinem wunderschönen und traurigen Violinkonzert setzte er der jung verstorbenen Manon Gropius (der Tochter des Architekten und Alma Mahlers) einen klingenden Gedenkstein, letztlich spricht aus diesem Werk aber auch eigene Unsicherheit, wenn nicht Lebensmüdigkeit.

Dem Andenken eines Engels

Die Uraufführung seines Meisterwerks konnte der Komponist nicht mehr miterleben. Mit dem Zitat eines ebenfalls Abschied nehmenden Bachchorals erweiterte Alban Berg die Maßstäbe im Bereich der mehr oder minder freien Zwölftonmusik. Die aus Beijing stammende Tianwa Yang vollendete ihre Studien in Deutschland und hat Europa als ihren Lebensmittelpunkt gewählt.

Klingende Hommage

Der Abend im Megaron beginnt mit einem neuen Orchesterstück - der 26 Jahre alte Komponist Orestis Papaioannou hat den Anlass dieses Konzerts ganz wörtlich genommen und eine Hommage auf Skalkottas geschrieben. Chefdirigent Stefanos Tsialis hat ihn mit diesem Auftrag betraut. Papaioannou studiert derzeit in Lübeck und hat dort vor Monaten einen wichtigen Preis gewonnen, ebenfalls mit einem Orchesterwerk.
Orestis Papaioannou spricht hier über sein Werk:
Orestis Papaioannou und Stefanos Tsialis diskutieren hier die Bedeutung von Nikos Skalkottas:
Megaron Athen
Aufzeichnung vom 10. Mai 2019
Orestis Papaioannou
"Un hommage - a tribute to Nikos Skalkottas" für Orchester (Uraufführung)
Alban Berg
Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels"
Nikos Skalkottas
"36 Griechische Tänze" für Orchester, Folge 1

Tianwa Yang, Violine
Griechisches Staatsorchester Athen
Leitung: Stefanos Tsialis

Mehr zum Thema