Graphic Novel "Parallel"

Schwulsein im Wirtschaftswunderland

08:23 Minuten
Zwei Männer stehen sich gegenüber und berühren sich an den Händen
Karl Kling, der Protagonist von "Parallel", versucht, seine Homosexualität geheim zu halten. © Matthias Lehmann/Reprodukt
Matthias Lehmann im Gespräch mit Boussa Thiam · 18.10.2021
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Die Graphic Novel "Parallel" beschreibt das Leben eines schwulen Mannes von der Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre. Eindringliche Bilder zeigen, wie schwer es lange Zeit in Deutschland war, nicht der heterosexuellen Norm zu entsprechen.
Die Graphic Novel "Parallel" erzählt die Geschichte eines Mannes und seiner sexuellen Orientierung: Karl Kling ist verheiratet und Vater einer Tochter, aber eigentlich liebt er Männer.
Der Autor der Novel, Matthias Lehmann, zeigt in eindringlichen Bildern, wie schwer es lange Zeit in Deutschland war, ein Leben zu leben, das nicht der heterosexuellen Norm entsprach. Homosexualität war in der Bundesrepublik bis 1994 unter Strafe gestellt.
Buchcover zu "Parallel"
Bis 1994 stand Homosexualität in Deutschland unter Strafe: Auch davon erzählt "Parallel".© Matthias Lehmann/Reprodukt
Nach außen versucht Kling, den bürgerlichen Ansprüchen zu genügen, um dann heimlich seine Sexualität ausleben zu können. Erzählt wird seine Geschichte von dem Augenblick an, als er in Rente geht. Da schreibt er an seine Tochter, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat.
"Ich habe versucht, mich in jemanden hineinzuversetzen, dem gerade der Lebensinhalt wegbricht. Was in Karls Fall die Arbeit war. Das kann eine Person dazu bewegen, über sein Leben nachzudenken", sagt Lehmann.

Kompromisse als Notwendigkeit der Zeit

Über sein Schwulsein kann Karl nur mit wenigen anderen Menschen reden, auch in seiner Familie herrscht Schweigen. Und so geht er Kompromisse ein, um gesellschaftlich anerkannt zu sein. "Das kann man nicht werten, das ist die Notwendigkeit der Zeit", so Lehmann.
Auch wenn heute die Gesellschaft offener als noch vor einigen Jahrzehnten sei, gebe es noch immer homophobe Übergriffe und Diskriminierung, sagt Lehmann: "Ich glaube, dass da noch viel zu tun ist."
(beb)
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