"Gleißendes Glück", Deutschland 2016; Regie: Sven Taddicken; Darsteller: Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Johannes Kirsch; 102 Minuten, ab 16 Jahren
Vorzüglich gespieltes Liebesdrama
Martina Gedeck und Ulrich Tukur schaffen in "Gleißendes Glück" Großes. Sie spielt eine verzweifelte Frau, die das Glück sucht, er einen zynischen Charmeur, der sich davon einnehmen lässt. Unsere Rezensentin ist aber nicht nur von den Darstellern begeistert.
Der Film beginnt mit der präzisen Beobachtung der immer gleichen Tätigkeiten einer Frau, die nicht mehr schlafen kann und den Tag frühmorgens um 3 Uhr damit beginnt, ihrem Ehemann (Johannes Krisch) das Frühstück zu richten. Helene (Martina Gedeck) ist eingefroren in einer Ehe, in der beide keinen Zugang mehr zueinander finden. Sie leidet unter dem Verlust ihres Gottesglaubens. Ihr Mann hat dafür nicht nur kein Verständnis, er reagiert mit Gewalt auf die ihm fremde Frau. Als Helene eines Tages zufällig im Radio einen Doktor Eduard E. Gluck (Ulrich Tukur) über seine Theorie des Glückes sprechen hört, fasst sich die schon fast verlöschte Frau ein Herz, reist ihm nach und findet wirklich Kontakt zu einem Mann, der ihre Not anfangs eher amüsiert zur Kenntnis nimmt.
Sven Taddicken baut auf das präzise Können seiner Darsteller
Doch ihr ohne jede Koketterie vorgetragenes Glücksverlangen rührt den in der Öffentlichkeit eher zynischen Charmeur. Im Beieinandersein brechen die seelischen Zwangslagen beider Menschen auf - und dieses Herausschälen des inneren menschlichen Kerns meistert die Filmerzählung ergreifend, aber ohne jegliche Sentimentalität. Die Kamera ist auf die Mimik, besonders die Augen der beiden Protagonisten konzentriert. Der Film baut voll auf das präzise Können seiner Darsteller, doch das ist nicht der einzige Grund seiner Wirkung. Dazu tragen zum Beispiel auch die Beleuchtung, die aufmerksame Kostümierung der sich immer mehr öffnenden Frau und die Dialoge bei.
Die schottische Autorin A.L. Kennedy hat ihr Buch vor mehr als fünfzehn Jahren erstaunlicherweise wie für das Kino geschrieben. Auch wenn der Film nicht alle Facetten des Erfolgsromans aufgreift, erwarten die Zuschauer ein emotional intensives und vorzüglich gespieltes Liebesdrama, das man in dieser Qualität nicht oft im Kino sieht.