"Gleich einem Kürbis rolle ich über die Erde"

Von Klaus Emrich · 08.03.2009
Bereits die Uraufführung 1896 geriet zum Skandal. Zum ersten Mal in der Geschichte des bürgerlichen Theaters begann eine Inszenierung mit dem Wort "Scheiße" - "merdre" in Alfred Jarrys "Père Ubu". Der Autor gilt als einer der Urväter des Surrealismus und der Dada-Bewegung.
Aber nicht sein "merdre" blieb anstößig bis heute. Wie er Machthaber, "banale Emporkömmlinge", bloßstellt und ihr finsteres Gesicht in Szene setzt, hat Regisseure und Komponisten immer wieder angeregt. "Ein Lachen am richtigen Ort", meint Dario Fo, "kann ausreichen, sie alle zu begraben". Nachhaltig wirkte Jarrys Provokation, das Unmögliche zu denken, seine Kunst der Improvisation, des Sichtbar- und Hörbarmachens des Nicht-Vorhergesehenen.

In den 1960er Jahren entdeckte die Musik den Autor. Bei der Suche nach "unerhörten" Klängen nahmen Musiker das Subversive von Jarrys Methode auf, brachten die Phantasie an die Macht. So kommt Jarry in der musikalischen Avantgarde schließlich zu sich selbst.

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