Zum Tod von Gina Lollobrigida

Italiens Schauspiel-Ikone

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Ein historisches Porträt der italienischen Schauspielerin Gina Lollobrigida.
Wurde auf der Straße einst von einem Filmproduzenten entdeckt: Gina Lollobrigida (1927-2023) © picture alliance / Globe Photos / ZUMA Press
Von Bernd Soballa · 16.01.2023
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Die Schauspielerin Gina Lollobrigida ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Das teilte ihre Familie in Rom mit. "La Lollo" war einer der größten Stars des europäischen Kinos und galt als Sexsymbol der Nachkriegszeit.
So wie in der Liebeskomödie „Happy End im September“ von Robert Mulligan war Gina Lollobrigida oft zu sehen. Sie selbst bezeichnete sich als "hartnäckig, starrköpfig, enthusiastisch und impulsiv". Und "zufälligerweise" haben viele Charaktere, die sie spielte, genau diese Eigenschaften.
1927 in Subiaco, in der Nähe von Rom, geboren, wächst Gina mit drei Schwestern auf. Ihr Vater besitzt eine Möbelfabrik, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wird. Die Familie geht nach Rom, und die künstlerisch begabte Gina erhält Gesang-, Tanz-, Zeichen und Sprachunterricht und nimmt erfolgreich an Schönheitswettbewerben teil.
Bereits 1945 spielt sie kleine Theaterrollen, absolviert eine Ausbildung zur Opernsängerin und beginnt ein Studium der Bildhauerei und Malerei in Rom. Doch als sie auf der Straße von dem Filmproduzenten Mario Costa entdeckt wird und erste Rollen beim Film erhält, geht ihre Karriere in eine andere Richtung.

Ruhe bewahren, wenn's gefährlich wird

Wobei Lollobrigida oft Frauen spielt, denen die Männer verfallen: Das sind Anfang der 1950er-Jahre Werke wie "Die Schönen der Nacht", "Liebe, Brot und Phantasie" oder "Fanfan, der Husar". In der Gangstersatire "Schach dem Teufel" hingegen rät sie Humphrey Bogart, dass er Ruhe bewahren muss, wenn es gefährlich wird.
Ihren größten Erfolg feiert sie 1956 als Esmeralda in "Der Glöckner von Notre Dame" von Regisseur Jean Delannoy. An der Seite von Anthony Quinn singt und tanzt sie darin ganz in Rot gekleidet vor der Kathedrale für Bettler und Ausgestoßene.
Doch Tragödien sind für Gina Lollobrigida eher Ausnahmen: Regisseure wie John Huston, René Clair, Vittoria de Sica oder Luigi Comencini besetzen sie vor allem in romantischen Komödien. Marketing-Leute beschreiben die Filme: "Wo Action ist, da ist Gina. Und wo Gina ist, da herrscht Aufruhr."

Warum sie "Gina nazionale" hieß

Filmtycoon Howard Hughes will sie nach Hollywood locken, doch Lollobrigida gibt dem Playboy einen Korb. Sie will sich nicht vertraglich über Jahre an ein anderes Land binden. Ihre Landsleute machen sie dafür zur "Gina nazionale" oder nennen sie kurz "La Lollo". Sie genießt ihren Status als Sexsymbol, den sie sich allerdings mit der jüngeren Sophia Loren teilen muss. Auch wenn sie nicht alle Italienerinnen dafür bewundern.
Lollobrigida, die über sich selbst gerne in der dritten Person spricht, spielt an der Seite vieler Stars ihrer Zeit: Vittorio de Sica und Frank Sinatra, Yul Brynner und Peter Lorre, Tony Curtis oder Burt Lancaster. Letztem kommt sie 1956 in ihrem ersten US-amerikanischen Film "Trapez" näher, um in seinem Hochseilakt Zirkuskarriere zu machen.
Auch wenn Lollobrigida später noch sporadisch in TV-Produktionen mitwirkt, endet ihre Filmkarriere Anfang der 70er-Jahre. 1986 steht sie noch einmal im Rampenlicht und sorgt als Berlinale-Jury-Präsidentin für einen Eklat: Als das RAF-Drama "Stammheim" den Goldenen Bären gewinnt, beklagt sie öffentlich, dass sie den Film als widerlich empfinde.

Rückkehr zur Kunst und Fotografie

Seit den 70er-Jahren besinnt sich Gina Lollobrigida auf ihre künstlerischen Anfänge und arbeitet als Fotografin und Bildhauerin, porträtiert Schauspielkollegen, Politiker und Künstler: Paul Newman und Fidel Castro gehören dazu, Henry Kissinger oder Salvador Dalí. Darüber hinaus engagiert sie sich für Ärzte ohne Grenzen und UNICEF, tritt 1999 als Kandidatin für das EU-Parlament an und wirbt im Jahr 2000 für die Einführung des Euro.

Der Euro steht für Frieden und Freiheit, er präsentiert nicht nur eine Währung, sondern ein Leben in Einheit.

Gina Lollobrigida

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