Gift, Galle und Gelächter

Von Wolf Eismann · 06.02.2011
Vor 22 Jahren wurde am Abend der Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" eine Fuhre Mist vor das Wiener Burgtheater gekippt, Pfeifkonzerte unterbrachen immer wieder die Vorstellung. In seinen sprachlich virtuosen Hasstiraden überzog Thomas Bernhard seine Heimat stets aufs Neue mit ätzender und schmähvoller Kritik, griff alles an, was den Österreichern heilig war, wurde von vielen seiner Landsleute als "Vaterlandsverräter" beschimpft und international gefeiert.
Der Skandal ist Theatergeschichte, jüngst wurde sein "Heldenplatz" erstmals wieder in Österreich aufgeführt: am Theater in der Josefstadt, über das Thomas Bernhard einst schimpfte: "Hier wird alles zur Operette." Tatsächlich scheint auch in seinem "Heldenplatz" der Zorn verflogen, der Witz milder, die Hasstiraden komischer.

Das Wesentliche seiner Stücke steckt nicht in der Handlung, sondern in der Sprache, in den vielen schier uferlosen, hoch musikalischen Monologen. Doch taugen Bernhards Tiraden noch zur Provokation? Das Böse darin: Funkelt es noch? Oder ist es in musealer Reife erstarrt, nur noch gleichermaßen virtuos wie harmlos? Heutige Theatermacher kommen zur Wort , allen voran Claus Peymann, der fast alle Bernhard-Stücke uraufgeführt hat.


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