Gesellschaftliche Fliehkräfte

Warum Deutschland stabiler als die USA ist

Symbolbild zum Thema der fortschreitenden gesellschaftlichen Spaltung der Vereinigten Staaten von Amerika USA seit der Amtsübernahme von Präsident Donald Trump: Flagge Stars and Stripes mit Spalt und Rissen und Schatten Trump
Symbol Trump: Die USA vor dem Auseinanderbrechen © imago images / Ralph Peters
Stefan Gosepath im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 06.09.2018
Zerbricht die Gesellschaft in den USA? Und welche Antworten haben wir hierzulande auf die Fliehkräfte, die im Streit um die Migration immer stärker werden? Der Philosoph Stefan Gosepath sieht Deutschland – zumindest institutionell – besser aufgestellt.
Die USA unter Präsident Donald Trump sind ein zerrissenes Land – und auch in Deutschland sind momentan gesellschaftliche Brüche erkennbar, die sich wohl nicht so schnell wieder kitten lassen. Für den Philosophen Stefan Gosepath ist die Bundesrepublik auf die gesellschaftlichen Fliehkräfte allerdings besser vorbereitet als die Vereinigten Staaten. Im Deutschlandfunk Kultur sagte Gosepath, die Bundesrepublik habe die besseren institutionellen Verfassungsstrukturen. Für die amerikanischen Zustände sei "ein Stück weit" auch das Wahlsystem und die Rolle des Präsidenten verantwortlich.

Die demokratischen Stärken ausspielen

In Deutschland könnten Probleme stärker über das Parteiensystem abgefedert werden, sagte Gosepath, der an der Freien Universität Berlin lehrt und zuletzt für ein Auslandssemester in New York war. Diese Stärke müsse nun ausgespielt, die "Mitläufer" in Chemnitz reintegriert werden, forderte er. Es gehe hier vor allem um Verdrängungsängste der unteren Mittelschicht, betonte der Philosoph. Diese müssten aufgefangen und strukturell beantwortet werden.
Der Philosoph und Autor Stefan Gosepath.
Der Philosoph und Autor Stefan Gosepath: Gegen Abstiegsängste, für mehr Integration© imago / Horst Galuschka
Die Situation in Chemnitz bezeichnete Gosepath als "enorm erschreckend". Als Reaktion darauf wünscht er sich auch eine bessere Integration der Geflüchteten. "Das ist nicht in dem Maße erfolgt, in dem wir uns das alle gewünscht haben. Das kostet viel Geld, das kostet viel Anstrengung." Man müsse jetzt einfach wesentlich mehr tun – "wenn man die Position weiterhin verficht, was ich tue, dass wir verpflichtet waren, die (Flüchtlinge) aufzunehmen, und dass es uns als deutsches Land auch gut ansteht, weiterhin in einem gewissen Maße für Migration offen zu sein." (ahe)
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