Geschlechterklischees in Kinderbüchern

Reiterhof statt Dschungel

Cover von Almut Schmidts Kinderbuch "Spirit: Das Abenteuer beginnt" und Königbergs und Ernles Kinderbuch "Abenteuer im Dschungel".
In Kinderbüchern erleben Mädchen Abenteuer vor allem auf dem Reiterhof, ergab eine Analyse der Süddeutschen Zeitung. © Montage Deutschlandradio / Ravensburger
Sabrina Ebitsch und Martina Schories im Gespräch mit Frank Meyer · 29.01.2019
Pony und Prinzessin statt Tiger und Pirat – wenn Kinder Abenteuerbücher lesen begegnen ihnen jede Menge Geschlechterklischees. Das hat eine Analyse von 50.000 Kinder- und Jugendbüchern ergeben. Die Autorinnen plädieren für mehr Vielfalt.
Ja, es gibt sie: die starken Mädchen, die in die Welt hinausziehen, Abenteuer erleben und ihre Ängste überwinden. Doch starke Heldinnen wie Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter oder die rote Zora sind offenbar eher in der Minderheit. Die Mehrzahl der 50.000 Kinder- und Jugendbücher, die vier SZ-Autorinnen in Deutschlands größter Kinder- und Jugendbibliothek vorfanden, reproduzieren, laut Analyse, traditionelle Geschlechterrollen.
"Wir haben uns vor allem die Abenteuer für Jungs und für Mädchen angeschaut. Und die Abenteuer für Jungs sind viel vielfältiger beschrieben als die für Mädchen", sagten Sabrina Ebitsch und Martina Schories, zwei der Autorinnen, im Interview.

Vielfältigere Abenteuer für Jungs

Die Autorinnen analysierten die Schlagworte der Bücher. Ihr Ergebnis: Der Wortschatz, der für Mädchenabenteuer verwendet wird, ist viel kleiner. Während Jungs häufig in der Welt unterwegs seien, fänden die Abenteuer der Mädchen oft in vertrauter Umgebung, zum Beispiel auf dem Reiterhof, statt. Keine einzige Abenteuergeschichte für Mädchen habe vom "Dschungel", "Arktis" oder der "Raumfahrt" gehandelt. Das sei problematisch, denn Kinder würden sich stark mit den Protagonisten der Geschichten identifizieren.
"Diese Bücher ermöglichen den Kindern ja immer so eine Art Vorstellungswelt. Und wenn die Mädchen hauptsächlich auf dem Reiterhof zugegen sind und gar nicht in die weite Welt hinausgehen, so wie bei den Jungs, könnte eine Schlussfolgerung sein, dass sie sich einfach viel weniger zutrauen."
Den Kindern Prinzessinnenbücher zu verbieten, sei auch keine Lösung. Allerdings sollten Erwachsene Kindern vielfältige Angebote machen:
"Dass im Regal neben der Rosafarbenen Prinzessin, eine Pippi Langstrumpf steht oder eine Matilda. Es gibt ja wahnsinnig viele Kinderbuchheldinnen, die zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt."
(mw)
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