Geschichte

Nach dem Krieg ist vor dem Krieg

Reges Treiben auf dem Potsdamer Platz in der deutschen Hauptstadt Berlin im Jahre 1924.
1924: In Berlin pulsiert das Leben. © picture alliance / dpa / Foto: Ullstein
Moderation: Joachim Scholl · 27.08.2014
Die "Zerrissenen Jahre" - so bezeichnet Autor Philipp Blom die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. In seinem Buch geht er der Frage nach, warum der hoffnungsvolle Neubeginn nach dem Krieg in einem neuen Weltenbrand endete - obwohl die Kriegs-Generation es hätte besser wissen müssen.
Kriegsmüde und lebenshungrig kehrte eine ganze Generation aus dem 1. Weltkrieg zurück. Nichts war wie zuvor. Und so entwickelten sich die "Roaring Twenties", die "wilden Zwanzigerjahre" mit ihrer Massenkultur, den gesellschaftlichen Umbrüchen und - etwa in Deutschland und Österreich - der Republik als neuer Staatsform.
Jahr für Jahr von 1918 bis 1938 untersucht der Historiker Philipp Blom die "Zerrissenen Jahre", so der Titel seines Buchs. Diese Zeit war geprägt durch gesellschaftliche wie ästhetische Revolutionen: den aufkommenden Feminismus, die abstrakte Malerei, durch Futurismus und die neue Sachlichkeit in der Literatur.
"Die Niederlage des Menschen gegen die Maschine, die Materialschlacht des 1. Weltkriegs, hat gewaltig eingegriffen in das Denken und Fühlen der Menschen in der Nachkriegszeit", sagt Blom. Gesellschaftliche Erosionen seien in Gang gesetzt worden, die zu revolutionären Entwicklungen, aber auch zu tiefer Unsicherheit geführt hätten. Eine durch die Schlachtfelder traumatisierte Generation konnte, so scheint es, der unheilvollen Entwicklung, die letztlich 1939 zum Ausbruch des 2. Weltkriegs führte, wenig oder nichts entgegen setzen.
Philipp Blom, „Die zerrissenen Jahre.1918 bis 1938", München 2014, Hanser-Verlag, 572 Seiten
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