"Da hat sich Europa zusammengerauft"
Die Zeitumstellung soll auf Vorschlag der EU-Kommission nächstes Jahr abgeschafft werden. Doch darum tobt ein heftiger Streit: Das wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, weiß Eduard Saluz vom Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen.
Vor mehr als 100 Jahren, 1916, wurde im Deutschen Kaiserreich die Sommerzeit eingeführt: "Da begann langsam die Materialknappheit, und da hat man sich vorgestellt, dass man Energie sparen könnte, wenn man das Tageslicht besser ausnutzt", erklärt Eduard Saluz vom Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen.
Nach dem Ersten Weltkrieg hat man die Sommerzeit allerdings nach Beschwerden etwa von Landwirten, die sich in ihrem Tagesablauf gestört fühlten, wieder abgeschafft. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Idee dennoch wieder auf, 1949 dann erneut das Aus. Die heute in Deutschland übliche Zeitumstellung ist seit 1980 in Kraft.
Es hätte auch die Normalzeit bleiben können
Für ganz Europa wurde die Sommerzeit dann 1996 gültig. Aus Saluz' Sicht eine Errungenschaft: "Wobei weniger die Sommerzeit zählt als die Tatsache, dass alle dasselbe machen. Das hätte ja auch nicht unbedingt die Sommerzeit sein müssen, es hätte auch die Normalzeit bleiben können. Aber ich denke, die Tatsache, dass sich Europa da zusammengerauft hat, hat an den Vereinfachungen der grenzüberschreitenden Kommunikation und Reisen schon etwas bewirkt."
Traum von der heimeligen, kleinen Ecke
Globale Vereinfachung - diese Idee habe auch Ende des 19. Jahrhunderts dazu geführt, dass man sich auf 24 Zeitzonen geeinigt habe, statt unendlich viele Ortszeiten oder mehr als hundert Nationalzeiten zu haben. Wenn demnächst in Europa keine einheitliche Zeit herrschen sollte, würde das nach Ansicht Saluz' in den Zeitgeist passen: statt vom "Groß-Zusammensein" würden die Leute von ihrer "heimeligen, kleinen Ecke" träumen. (bth)