Geologe zur Vulkangefahr in der Eifel

"Wir sitzen hier in einem Flaschenhals"

08:49 Minuten
Laacher See in Rheinland-Pfalz
Unter dem Laacher See in Rheinland-Pfalz brodelt es, haben Forscher herausgefunden. © imago / blickwinkel
Ulrich Schreiber im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 01.03.2019
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Glutlawinen, meterhohe Ascheschichten - beim letzten Vulkanausbruch vor 13.000 Jahren muss die Eifel die Hölle auf Erden gewesen sein. Seitdem herrscht Ruhe. Doch tot ist der Vulkanismus dort noch lange nicht, warnt der Geologe Ulrich Schneider.
Still ruht der Laacher See - doch darunter brodelt es. Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass sich die Kammer unter dem Vulkankrater in der Eifel allmählich wieder mit Magma füllt.
Die Messungen der letzten fünf Jahre zeigten, dass dort etwas in Bewegung sei, sagt der Geologe Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen. "Und das ist natürlich etwas, wo man aufhorchen muss."
Vor diesem Hintergrund plädiert Schreiber für den Aufbau eines Vulkanüberwachungssystems für Deutschland, das zum einen GPS-Messungen von Bewegungsveränderungen im Boden umfasst, zum anderen eine Überprüfung der seismischen Aktivität. "Diese Stationen könnten verdichtet werden. Sie könnten in Bohrlöchern eingebracht werden, sodass wir auch genaue Informationen bekommen von sehr kleinen Beben."

Ameisen als "Bioindikator" für seismische Aktivität

Ein weiteres Anzeichen für vulkanische Aktivität ist Schreiber zufolge das Ameisenaufkommen. So hielten sich Ameisen gern in den Bruchzonen der Erdkruste auf, offenbar wegen des dort aufsteigenden CO2. Wenn sich dort mehr Magma ansammelt, trete an diesen Stellen giftiger Schwefelwasserstoff aus, der die Ameisen töte. "Das heißt, wir haben einen Bioindikator, der beobachtet werden kann. Wenn wir sehen, dass manchmal Nesteranzahlen von 20, 40 oder mehr absterben, dann sollte man genau hingucken und Messungen machen im Boden: ist hier irgendeine Veränderung zu sehen?"
Frühnebel liegt über dem Oberwinkeler Trockenmaar - ein Vulkansee ohne Wasser in der Nähe von Gillenfeld in der Eifel.
Frühnebel liegt über dem Oberwinkeler Trockenmaar - ein Vulkansee ohne Wasser in der Nähe von Gillenfeld in der Eifel. © picture alliance / dpa / Franz-Peter Tschauner
Sollte es tatsächlich zu einem Vulkanausbruch in der Eifel kommen, könnte dieser offenbar erheblichen Schaden anrichten, selbst bei einem kleinen Lavastrom. Denn die Lava könnte in den Rhein fließen. "Wir sitzen hier eigentlich in einem Flaschenhals, und wenn wir diesen Flaschenhals dichtmachen, dann staut sich das Wasser bis zum Kaiserstuhl auf, wenn wir Pech haben", warnt Schreiber.
Entsprechend solle man die Katastrophenszenarien dahingehend erweitern, dass in Betracht gezogen werde, dass der Rhein dicht sei. "Das sind Überlegungen, die bisher noch keine Rolle gespielt haben. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering."
(uko)
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