Geld allein ist nicht die Lösung
Viele Menschen in Deutschland werden im Alter nur wenig Rente bekommen. Doch wir sollten uns nicht von Prognosen verrückt machen lassen, sondern lieber grundsätzlich über die Gestaltung der Zukunft reden.
Wenn in der heutigen Zeit überhaupt noch eines sicher ist, dann, dass es die Rente sicher nicht ist. Das gilt zumindest für die, die noch ein Stück des Weges zu gehen haben, bis sie sich zur Ruhe setzen können.
Kaum eine der gefeierten "Jahrhundert-Reformen" der letzten Jahrzehnte hat mehr als eine Legislatur überlebt. Immer wieder müssen die Sozialversicherungen nachgebessert werden, was nichts anderes heißt, als entweder die Bürger direkt zur Kasse zu bitten oder mit Steuergeldern Löcher zu stopfen.
Beide Ansätze kommen langsam an ihre natürlichen Grenzen. Dabei könnte man durchaus zu langfristig tragfähigen Lösungen kommen. Wenn die Politik nur einmal eingefahrene Diskussionsmuster durchbrechen würde.
Das Problem ist einfach beschrieben: Durch fragmentierte Lebensläufe und recht niedrige Entlohnung, gekoppelt mit der demografischen Entwicklung, ergibt sich derzeit für viele Menschen ein Rentenanspruch, der im besten Fall nicht allzu weit über dem Sozialhilfesatz liegt.
Im bestehenden System eine Lösung zu finden, wird schwierig. Man könnte die Beiträge deutlich steigern, die Bürger noch einmal deutlich länger arbeiten lassen oder eben, wie es von Frau von der Leyen in die Diskussion gebracht wurde, staatliche Zuschüsse zahlen. Alle drei Ansätze sind wenig populär und wenig zukunftsträchtig. Hält man sich sklavisch an Rechenmodellen fest, welche die bekannte Gegenwart in die Zukunft extrapolieren, kann man nur falsch liegen.
Die Debatte sollte anders geführt werden, man sollte ganz andere Fragen zu beantworten suchen. Wie entwickelt sich das Wohlstandsniveau insgesamt? Wie werden wir unsere Energie gewinnen – und was wird sie kosten? Wie wächst die Inflationsrate? Wie lange werden wir leben? Wie mobil werden wir sein?
Wer den Menschen vorgaukelt, er könne vorhersagen, ob sie in ferner Zeit 500, 800 oder 2000 Euro brauchen werden, um einen angemessenen Lebensstandard zu haben, tut niemandem einen Gefallen. Vielmehr wäre heute zu überlegen, wie man ein Umfeld schafft, das möglichst vielen in der Gesellschaft Teilhabe ermöglicht.
Anstatt steigende Benzinpreise in 30 Jahren finanziell abfedern zu wollen, sollte man alles daran setzen, dass dann schlicht viel weniger Benzin und andere Ressourcen verbraucht werden. Und das Auto als Kostenfresser wird sowieso weniger wichtig, wenn an jeder Ecke Car Sharing möglich ist.
Wer braucht zu Hause ein eigenes Fahrrad oder eine eigene Bohrmaschine, die zwar viel Geld kosten, dafür aber oft unbenutzt im Keller verstauben, wenn überall Leihfahrräder und Leihwerkzeuge angeboten werden? Natürlich steckt hinter solchen Überlegungen auch immer die Frage nach dem Konsum. Oftmals möchte man Gegenstände besitzen, weil sie als Statussymbol angesehen werden.
Will man eine Gesellschaft, in der Ressourcen, Produkte und Wissen effizienter – weil gemeinsam – genutzt werden, wird sich vorher auch im Denken etwas verändern müssen. Dabei geht es nicht darum, den Menschen Verzicht zu predigen. Denn damit läuft man zwangsläufig gegen Wände. Es geht vielmehr um einen Bildungsauftrag.
Echte Alternativen zu dem derzeitigen Modell zu schaffen ist die Herausforderung der nächsten Jahre. Denn nur dadurch kann die Gefahr, dass ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung durch alle sozialen Netze fällt, deutlich gemindert werden. Je früher man damit beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Und man könnte damit etwas bieten, was alle Zuschussrenten dieser Welt nicht leisten können, nämlich den Menschen die Hoheit über ihr Leben zurückzugeben.
Christoph Giesa arbeitet als Publizist und Unternehmensberater in Hamburg, war Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Rheinland-Pfalz, Initiator der Bürgerbewegung zur Unterstützung von Joachim Gauck als Bundespräsidentschaftskandidat und Mitbegründer der linksliberalen FDP-Vereinigung "Dahrendorfkreis". Er schrieb das Buch "Bürger. Macht. Politik” (Campus-Verlag, 2011). Das Zeitgeschehen kommentiert er in seinem "blog.christophgiesa.de" und als Kolumnist von "The European".
Kaum eine der gefeierten "Jahrhundert-Reformen" der letzten Jahrzehnte hat mehr als eine Legislatur überlebt. Immer wieder müssen die Sozialversicherungen nachgebessert werden, was nichts anderes heißt, als entweder die Bürger direkt zur Kasse zu bitten oder mit Steuergeldern Löcher zu stopfen.
Beide Ansätze kommen langsam an ihre natürlichen Grenzen. Dabei könnte man durchaus zu langfristig tragfähigen Lösungen kommen. Wenn die Politik nur einmal eingefahrene Diskussionsmuster durchbrechen würde.
Das Problem ist einfach beschrieben: Durch fragmentierte Lebensläufe und recht niedrige Entlohnung, gekoppelt mit der demografischen Entwicklung, ergibt sich derzeit für viele Menschen ein Rentenanspruch, der im besten Fall nicht allzu weit über dem Sozialhilfesatz liegt.
Im bestehenden System eine Lösung zu finden, wird schwierig. Man könnte die Beiträge deutlich steigern, die Bürger noch einmal deutlich länger arbeiten lassen oder eben, wie es von Frau von der Leyen in die Diskussion gebracht wurde, staatliche Zuschüsse zahlen. Alle drei Ansätze sind wenig populär und wenig zukunftsträchtig. Hält man sich sklavisch an Rechenmodellen fest, welche die bekannte Gegenwart in die Zukunft extrapolieren, kann man nur falsch liegen.
Die Debatte sollte anders geführt werden, man sollte ganz andere Fragen zu beantworten suchen. Wie entwickelt sich das Wohlstandsniveau insgesamt? Wie werden wir unsere Energie gewinnen – und was wird sie kosten? Wie wächst die Inflationsrate? Wie lange werden wir leben? Wie mobil werden wir sein?
Wer den Menschen vorgaukelt, er könne vorhersagen, ob sie in ferner Zeit 500, 800 oder 2000 Euro brauchen werden, um einen angemessenen Lebensstandard zu haben, tut niemandem einen Gefallen. Vielmehr wäre heute zu überlegen, wie man ein Umfeld schafft, das möglichst vielen in der Gesellschaft Teilhabe ermöglicht.
Anstatt steigende Benzinpreise in 30 Jahren finanziell abfedern zu wollen, sollte man alles daran setzen, dass dann schlicht viel weniger Benzin und andere Ressourcen verbraucht werden. Und das Auto als Kostenfresser wird sowieso weniger wichtig, wenn an jeder Ecke Car Sharing möglich ist.
Wer braucht zu Hause ein eigenes Fahrrad oder eine eigene Bohrmaschine, die zwar viel Geld kosten, dafür aber oft unbenutzt im Keller verstauben, wenn überall Leihfahrräder und Leihwerkzeuge angeboten werden? Natürlich steckt hinter solchen Überlegungen auch immer die Frage nach dem Konsum. Oftmals möchte man Gegenstände besitzen, weil sie als Statussymbol angesehen werden.
Will man eine Gesellschaft, in der Ressourcen, Produkte und Wissen effizienter – weil gemeinsam – genutzt werden, wird sich vorher auch im Denken etwas verändern müssen. Dabei geht es nicht darum, den Menschen Verzicht zu predigen. Denn damit läuft man zwangsläufig gegen Wände. Es geht vielmehr um einen Bildungsauftrag.
Echte Alternativen zu dem derzeitigen Modell zu schaffen ist die Herausforderung der nächsten Jahre. Denn nur dadurch kann die Gefahr, dass ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung durch alle sozialen Netze fällt, deutlich gemindert werden. Je früher man damit beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Und man könnte damit etwas bieten, was alle Zuschussrenten dieser Welt nicht leisten können, nämlich den Menschen die Hoheit über ihr Leben zurückzugeben.
Christoph Giesa arbeitet als Publizist und Unternehmensberater in Hamburg, war Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Rheinland-Pfalz, Initiator der Bürgerbewegung zur Unterstützung von Joachim Gauck als Bundespräsidentschaftskandidat und Mitbegründer der linksliberalen FDP-Vereinigung "Dahrendorfkreis". Er schrieb das Buch "Bürger. Macht. Politik” (Campus-Verlag, 2011). Das Zeitgeschehen kommentiert er in seinem "blog.christophgiesa.de" und als Kolumnist von "The European".

Christoph Giesa© privat