Omikron-Variante

Milder Verlauf ist ein evolutionärer Zufall

09:57 Minuten
Der Immunologe Carsten Watzl sitzt in einem Fernsehstudio und lächelt in die Kamera.
Dass Omikron eine Variante ist, die einen milderen Krankheitsverlauf verursache, sei „eher ein Zufall“, sagt der Immunologe Carsten Watzl. © imago images/teutopress
Carsten Watzl im Gespräch mit Axel Rahmlow · 23.12.2021
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Die Omikron-Variante des Coronavirus ist nicht unbedingt harmloser als ihre Vorgängerinnen, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Deswegen sei Impfen weiterhin angebracht, auch mit einer vierten Impfung als Auffrischung.
Wie gefährlich ist die Omikron-Variante des Coronavirus? Diese Frage wird zurzeit erforscht. Zwei Studien aus Großbritannien deuten darauf hin, dass Corona-Infektionen bei der Variante im Vergleich zur in Deutschland wohl immer noch dominanten Delta-Variante seltener zu einem Krankenhausaufenthalt führen. Die am Mittwoch veröffentlichten vorläufigen britischen Ergebnisse bestätigen Erkenntnisse, die es zuvor aus Südafrika gab.

Omikron profitiert von der Ausbreitung

Doch Grund zur Entwarnung sei das nicht, sagt Carsten Watzl, Professor für Immunologie an der Universität Dortmund. Die Ergebnisse der britischen Studien seien zwar „eigentlich gut, weil es könnte viel schlimmer sein, dass Omikron auch noch gefährlicher sei“, so Watzl.
Doch: "Es ist jetzt nicht so harmlos, dass wir sagen können 'Hurra, wir können jetzt alle infizieren, damit werden alle immun und wir haben damit bei uns die Pandemie bewältigt'", sagt der Mediziner. Denn mit der Coronavariante könnten sich auch Geimpfte anstecken. Deswegen sei es gut, sich impfen zu lassen, um schwere Verläufe bei Umgeimpften zu verhindern. Außerdem sei es auch weiterhin wichtig, die Fallzahlen zu kontrollieren, unterstreicht Watzl.
Dass Omikron eine Variante ist, die einen milderen Krankheitsverlauf verursache, sei „eher ein Zufall“, so der Immunologe. Diese Eigenschaft hänge wohl damit zusammen, dass das Virus nicht so stark die Zellen in den unteren Atemwegen, also der Lunge infiziere. „Letztendlich hat das Virus evolutionär gar nicht so sehr viel davon, dass es harmloser ist. Wovon Omikron gerade profitiert, ist, dass es sich sehr gut ausbreiten kann.“

Regelmäßige Auffrischung wird kommen

Mit der Ausbreitung von Omikron stellt sich nun auch die Frage nach einer weiteren Auffrischungsimpfung. Diese werde es geben, ist Watzl überzeugt. Man müsse schauen, wie sich die Variante entwickelt und ob vulnerable Personen diese bereits jetzt bekämen oder mit einem angepassten Impfstoff.
„Was man aber sicherlich sagen kann, dass selbst, wenn wir Omikron dann hinter uns haben, wir in Zukunft bei den über 60-Jährigen die Immunität regelmäßig auffrischen müssen, wahrscheinlich am Anfang im jährlichen Rhythmus, später kann das auch mal ein größerer Abstand werden.“ Bei Jüngerem müsse geschaut werden. Doch die Abstände werden wohl länger ausfallen, sagt Watzl. „Es sei denn, es kommt mal wieder so etwas wie Omikron um die Ecke.“
(rzr)

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