Gefahr durch Zugvögel

Von Beate Strenge |
Die Vogelgrippe hat sich von Asien aus bis nach Russland hin ausgebreitet. Wissenschaftler fürchten, dass Zugvögel aus Sibirien das Virus auch in Europa und Afrika verbreiten könnten. Deshalb wird derzeit am Bundesforschungsinstitut in Riems an einem Impfstoff für Tiere gearbeitet.
Wenn in den kommenden Monaten die Zugvögel von Sibirien aus nach Europa und Afrika aufbrechen, könnten sie eine Krankheit mitbringen, vor der sich alle fürchten: die Vogelgrippe. In Russland sind bereits 11.000 Vögel durch das Virus verendet. Vor allem wild lebende Enten und andere Wasservögel, die oft selbst nur leicht erkranken, sorgen dafür, dass sich die Viren weltweit verbreiten und aktiv bleiben. Anstecken können sich alle Vogelarten, am stärksten gefährdet sind Hühner und Puten, besonders in Massenhaltung.

Das Virus, dass seit einigen Jahren in Asien das Federvieh millionenfach dahinrafft und nun auch in Russland grassiert, heißt H 5, ist besonders aggressiv und hochansteckend. Insgesamt gibt es 15 Untertypen der so genannten H-Viren.

Auch in Europa sind Varianten der Vogelgrippe zu Hause, die hier eher bekannt ist als Geflügelpest. 1878 wurde sie erstmals in Italien beobachtet.

Diese Krankheit führte auch bei uns immer wieder zu einem Massensterben von Hühnern, in Deutschland zuletzt im Frühjahr 2003. 80.000 Hühner wurden damals getötet, um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern.

In den Niederlanden wütete die Geflügelpest mit einem H7-Virus besonders schlimm. Dort wurden ebenfalls im Jahr 2003 rund 30 Millionen Tiere notgeschlachtet. Auch Menschen steckten sich an, die mit den Tieren engen Kontakt hatten, wie Landwirte, Farmarbeiter und Tierärzte. In den Niederlanden erkrankten 89 Menschen an der Geflügelpest, ein Tierarzt starb, obwohl das europäische H-7-Virus weniger aggressiv ist als das asiatische H-5-Virus. In Asien starben an der Vogelgrippe bisher über 50 Menschen, die ebenfalls intensiv mit dem kranken Geflügel in Berührung gekommen waren.

Einen wirksamen Impfstoff für Menschen gegen Vogelgrippe oder Geflügelpest gibt es noch nicht. Die eigentliche Gefahr für die gesamte Menschheit könnte eine völlig neue Kombination aus Tier- und Menschenvirus werden. Dieses neue Virus kann entstehen, wenn sich ein grippekranker Mensch zusätzlich mit der Vogelgrippe infiziert und sich in seinem Körper die artfremden Viren kreuzen.

Diese neue Grippevariante wird deshalb so sehr gefürchtet, weil sie in dieser Form von Mensch zu Mensch übertragbar wäre und Millionen um den Globus herum Gesundheit oder gar das Leben kosten könnte.

Dieses neue Killervirus gibt es aber zum Glück noch nicht und deshalb leider auch noch keinen Impfstoff.

Hinweis:
Sie können ein Interview mit dem Forscher Thomas Mettenleiter in der rechten Spalte hören. Mettenleiter ist Präsident des Bundesforschungsinstituts für Viruskrankheiten auf der Insel Reims im Greifswalder Bodden. Dort wird an einem Impfstoff für Tiere gegen die Vogelgrippe geforscht. Der Impfstoff befindet sich laut Mettenleiter noch im Entwicklungsstadium.
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