Über das Gefängnis Evin

"Mut steckt in der Hoffnung auf Veränderung"

09:47 Minuten
Nargess Eskander-Grünberg im Porträt
Kam als junge Frau für anderthalb Jahre ins Gefängnis Evin: Nargess Eskander-Grünberg, heute Grünen-Politikerin und Bürgermeisterin von Frankfurt am Main. © Katharina Dubno
Nargess Eskander-Grünberg im Gespräch mit Ute Welty |
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Das Gefängnis Evin in Teheran ist als Ort der Misshandlungen berüchtigt. Dort sollen auch Menschen wegen ihrer Teilnahme an den regimekritischen Protesten einsitzen. Die Grünen-Politikerin Nargess Eskander-Grünberg kennt es aus eigenem Erleben.
Folter und Misshandlung von Gefangenen: Dafür steht das Gefängnis Evin am Rand der iranischen Hauptstadt Teheran. Bei einem Brand am vergangenen Wochenende sollen nach jüngsten Angaben der Justiz acht Menschen getötet worden sein. Dutzende weitere wurden verletzt.
Nach einem Bericht des iranischen Staatsfernsehens war das Feuer in einer Näherei ausgebrochen. Die staatliche Agentur Irna berichtete zunächst von einer angeblichen Auseinandersetzung zwischen "Hooligans und Randalierern" mit den Gefängniswärtern. Später machte der Justizchef "Agenten des Feindes" für den Vorfall verantwortlich. Die Umstände sind weiter ungeklärt.
Mehrere Männer in einem Raum mit verkohlten Wänden.
Nach dem Brand besuchte der Leiter der iranischen Menschenrechtsbehörde, Kazem Qaribabadi, das Gefängnis Evin. Angeblich steckten "Agenten des Feindes" dahinter, sagt er. © imago / ZUMA Wire / Mizan News Agency
In dem Gefängnis sollen viele Menschen aus politischen Gründen inhaftiert sein, darunter Teilnehmer der seit vier Wochen andauernden Proteste gegen das Mullah-Regime. Die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskander-Grünberg, die 1965 in Teheran geboren wurde, kennt Evin gut: Anfang der 1980er-Jahre wurde sie selbst dort festgehalten, 1983 bekam sie im Gefängnis ihre Tochter. Anderthalb Jahre später kamen beide frei und flohen 1985 nach Deutschland.

Mitgefangene berichteten ständig von Folter

Die heutige Grünen-Politikerin war unter anderem wegen eines selbst gebastelten Plakats inhaftiert worden, auf dem "Freiheit und Demokratie" stand. Sie erzählt von den "schwierigen Umständen" ihrer Haft: In ihrer kaum 70 Quadratmeter großen Zelle seien mehr als 80 Menschen festgehalten worden, durchschnittlich 17 bis 18 Jahre alt. "Wir waren Schülerinnen, wir waren junge Menschen." Sie hätten Flyer verteilt, Bücher gelesen und seien auf Demonstrationen gegangen.
Von ihren Mitgefangenen habe sie ständig von Folter und Verfolgungen gehört. "Das war unerträglich. Ich glaube, diese Situation hat sich in den letzten Jahren auch kaum verändert", sagt Eskander-Grünberg. Auch heute seien die Inhaftierten jung.
Auf die derzeiten Proteste in Iran blickt sie mit einer Mischung aus Trauer, Wut und Hoffnung. Es sei eine "Revolution von Frauen", über die sie sagt: "Mut steckt in der Hoffnung auf Veränderung".

Mehr Sanktionen, keine Geschäfte mit "Verbrechern"

Von der deutschen Politik wünscht sie sich viel mehr, wie die Grünen-Politikerin sagt: "Ich möchte gern, dass dieses Land ganz klar gegen das Mullah-Regime vorgeht, die Sanktionen stärker werden!" Iranische Konsulate hätten hier "nichts zu suchen".
Man könne nicht mehr über einen Atomdeal mit dem Regime reden und auch keine Geschäfte "mit den Verbrechern" machen. Damit müsse nun Schluss sein. "Die Menschen, die im Iran sind, die brauchen uns", betont die Politikerin.
(bth)

Regisseurin und Schauspielerin Maryam Zaree ist die Tochter von Nargess Eskander-Grünberg und erzählt in ihrem Film "Born in Evin" von den gewaltvollen Umständen ihrer Geburt in dem Gefängnis. Zu sehen ist er in der ZDF-Mediathek.

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