Gastronom über Heizpilze in Coronazeiten

"Niemand setzt sich in Daunenjacke nach draußen"

06:19 Minuten
Gäste vor dem Restaurant - Etienne - am Kollwitzplatz in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie sitzen an Tischen draußen vor dem Restaurant.
Noch sitzen viele Gäste draußen, doch bald könnte es zu kühl dafür werden. Heizpilze, die früher, wie hier, das Mittel der Wahl waren, sind inzwischen zum Teil verboten. © imago / Bernd Friedel
Michael Steiger im Gespräch mit Axel Rahmlow · 21.08.2020
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Gasbetriebene Heizpilze sind verpönt, mancherorts sogar verboten. Doch in Coronazeiten fürchten sich viele Gastronomen mehr vor zu erwartenden Umsatzeinbrüchen in der kalten Jahreszeit als vor der Umweltverschmutzung.
Viele Gastronomen fürchten sich vor Herbst und Winter. Wenn die ersten kühlen Abende kommen, ist die Zeit des Draußensitzens vorbei. Denn irgendwann helfen auch die Decken, die viele Restaurantbesitzer bereithalten, nicht mehr gegen die Kälte.
Und viele Gäste mögen wegen der Corona-Ansteckungsgefahr noch immer nicht drinnen sitzen, auch wenn die Tische auf Abstand stehen. Was tun?
Heizpilze sind eigentlich seit längerem verpönt und vielerorts, etwa in Großstädten, sogar verboten. Denn die mit Gas betriebenen Heizpilze geben sehr viel Kohlendioxid in die Luft ab – ein Gerät produziert, laut Umweltschutzorganisation BUND pro Jahr so viel wie ein Kleinwagen.
Eine sauberere Alternative sind elektrische Heizstrahler. Doch die sind Stromfresser und bescheren Gastronomen hohe Energiekosten.

Die Abende werden bald kühl

Michael Steiger, Vorstandsmitglied der Fachgruppe Gastronomie des Deutschen Hotel- und Gastronomieverbands (DEHOGA), besitzt im Schwarzwald drei Irish Pubs. Seine Angestellten habe er bereits vorgewarnt, im Augenblick "lieber nicht so viel Geld auszugeben", denn ab Herbst könnte es, wie zu Lockdown-Zeiten, wieder starke Einbrüche geben.
Gerade im Schwarzwald werd der frühe Abend schon kühl, sagt der Gastronom. "Und um die Zeit ein bisschen zu verlängern, dass man draußen noch zu Abend essen kann oder dass wir draußen wenigstens noch ein Mittagessen servieren können, brauchen wir Heizpilze."
Er sei ein sehr umweltbewusster Mensch, betont Steiger. "Aber hier müssen wir vielleicht mal einen kleinen Schritt weiterdenken. Wir haben natürlich auch viel CO2 eingespart seit dem Lockdown. Und da müsste man vielleicht überlegen, ob wir nicht vielleicht Kapazitäten frei hätten, um uns wenigstens über die Zeit zu retten."

Pavillons draußen - nicht für alle machbar

Diese Option sei ohnehin nur für die Übergangszeit gedacht – da würde es sehr helfen. Denn wenn es erst einmal richtig kalt und früh dunkel werde, "dann brauche ich auch keinen Heizpilz mehr. Dann setzt sich keiner mehr in der Daunenjacke und Handschuhen raus und isst eine warme Suppe."
Eine andere Idee, um dem Winter zu trotzen, nämlich, draußen Pavillons zu errichten, hält Steiger für wenig praktikabel, weil dies zu sehr von baulichen Gegebenheiten abhängig sei. Wer vor seinem Restaurant oder Kneipe keine breiten Gehwege habe, könne natürlich auch keine Pavillons errichten.
(mkn)
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