Gartenbücher

Warten auf den Frühling

Ein Schneeglöckchen wächst durch ein Loch im schneebedeckten Boden.
Großformatige Bücher bieten Anschauungsmaterial, führen dem gärtnernden Laien allerdings auch manchmal die eigene Unvollkommenheit vor Augen. © dpa picture alliance/ Michael Reichel
Von Barbara Wahlster und Hans von Trotha |
Der Winter ist in puncto Garten so etwas wie eine kreative Latenzphase. Pflanzenfans können sich vorbereiten mit zahlreichen Ratgebern, Klassikern der Gartentheorie oder Bildbänden. Wir haben unsere Favoriten zusammengestellt.
Das Warten auf den Frühling ist für Gartenliebhaber keineswegs eine leere Zeit. Im Winter wird gelesen, geplant, nach Anregungen gesucht, Kataloge werden durchforstet nach originellen Ideen, neuen Pflanzen und alten Varietäten. Bücher bieten Rat und Wissen, historische Rückblicke und grundsätzliche Überlegungen zum Wesen des Gartens.
Und da gibt es enorm viel zu entdecken, Gartenbücher der unterschiedlichsten Art. Die Regale der Buchhandlungen quellen regelrecht über mit derzeit angesagten Ratgebern zur Permakultur und zum sogenannten Urban Gardening – beides Moden unter dem Zeichen der Eroberung des öffentlichen Raums und eines ökologisch motivierten Naturbegriffes. Großformatige, bisweilen auch großartige Coffeetable books bieten ästhetisches Anschauungsmaterial, führen dem gärtnernden Laien allerdings eher die eigene Unvollkommenheit vor Augen. Da ist der Befund interessant, dass die Klassiker der Gartengestaltung meist auch Klassiker der Gartentheorie gewesen sin. Für lesende Gartenfreunde ermöglicht das die Strategie: Wissen statt Perfektion. In diesem Sinne schlagen Barbara Wahlster und Hans von Trotha ein paar Schneisen in den Dschungel der Gartenliteratur – Sichtachsen in Richtung Frühling.

Simon Akeroyd: "Gemüse für den Gourmetgärtner. Alte und neue Gemüsesorten für Garten und Küche"
übersetzt von Heinrich Degen und Franz Leipold, Dumont Verlag, Köln 2016, 224 Seiten, 200 farbige Abbildungen, 22,99 Euro
Bebildert im Stil alter botanischer Tafeln, kann man erstaunliche Geschichten erfahren und Wunderdinge wie den Meerkohl entdecken: eine weiß blühende, attraktive und schmackhafte Staude.

Rudolf Borchardt: "Der leidenschaftliche Gärtner"
Matthes und Seitz, Berlin 2016, 333 Seiten, 22,00 Euro
Der Sprachvirtuose bewohnte im erzwungenen Exil in Italien verschiedene Villen, wurde zum Gärtner und schrieb dieses ungewöhnliche, tiefsinnige Buch, das posthum 1951 erschienen ist: damals Kult und noch heute umwerfend in seiner Mischung aus Theorie und Praxis.
Gartenlinksammlung.de
Listet u.a. 154 Gartenblogs in deutscher Sprache und liefert nützliche Informationen von online-Bibliotheken bis Pflanzendatenbanken.
"Gärten des Jahres. Die besten 50 Privatgärten"
Herausgegeben von Cassian Schmidt und Konstanze Neubauer, Callway Verlag, München 2016, 272 Seiten, 472 farbige Abbildungen und Pläne, 59,95 Euro
Konzepte und Realisierungen auf höchstem Niveau - von allem, was derzeit möglich und beliebt ist: viel Immergrün, nüchterne Aufgeräumtheit, romantische Settings, Trockenwiesen, mittelmeerische Idyllen. Keiner der Gärten wird so bleiben.
Marie Luise Gothein: "Geschichte der Gartenkunst"
Diederichs Verlag Jena 1914, 1926, München 1988, danach verschiedene Nachauflagen, antiquarisch erhältlich
Klassiker der Gartengeschichte, geschrieben von einer resoluten Autodidaktin, der als Frau der Zugang zur Universität verwehrt blieb, reich illustriert und weiterhin gültiger Satndard zur Weltgartenkunst.
Robert Harrison: "Gärten. Ein Versuch über das Wesen der Menschheit"
übersetzt von Martin Pfeiffer, Hanser Verlag, München 2010
Ein Parcours durch die Gärten der Literatur, Orte der Fürsorge und Selbstverantwortung, des Hegens und Pflegens, Gebens und Nehmens sowie die Kultivierung des Geistes und der Beziehungen.
Marie Luise Kreuter, Der Biogarten
BLV, München 2016, 432 Seiten, 29,99 Euro
Aus guten Gründen längst ein Standardwerk: bis heute anregend, hilfreich und fundiert, grundsolide und jenseits aller Moden; funktioniert auch ohne die Videolinks in der jetzt überarbeiteten 27. Auflage.
Albert Lutz, Hans v. Trotha (Hrsg.): "Gärten der Welt. Orte der Sehnsucht und Inspiration"
Wienand Verlag, Köln 2016, 39,80 Euro
Katalogbuch zur großen internationalen Ausstellung gleichen Namens im Zürcher Rietberg Museum im vergangenen Sommer. Ein üppig bebilderter, fundierter und umfassender Überblick über die Gärten des Orients und des Okzidents.
"My Green City. Back to Nature with Attitude and Style"
Gestalten Verlag Berlin 2011
Stylisher Überblick über einige der originellsten Urban Gardening Projekte des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts weltweit.
Ferdinand von Luckner: "Life Style Gärten. Vom Luxus im Grünen zu sein"
BLV, München 2016, 192 Seiten, 240 Farbfotos, 50,00 Euro
Prachtvoll und überwältigend - diese perfekt in Szene gesetzten Oasen des Außergewöhnlichen. Highclass die 10 Objekte, highclass der Augenschmauss.
Hans von Trotha: "Im Garten der Romantik"
Berenberg Verlag, Berlin 2016, 22 Euro
Versuch, die deutsche Romantik über deren Verhältnis zum Garten (in der Wirklichkeit, in der Malerei, in der Philosophie, in der Literatur) zu entschlüsseln. Platz 2 der Sachbuch-Bestenliste von NDR und Süddeutscher Zeitung September/Oktober 2016.
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