Alle zehn Jahre zur Untersuchung
Italiener müssen ihren Führerschein regelmäßig erneuern. Auf dem Prüfstand stehen dabei Gesundheit und Sinne der Fahrer. Insbesondere Ältere müssen sich den Tests unterziehen. In Deutschland sei dies nicht notwendig, meint der ADAC.
Es ist ziemlich viel Betrieb in dieser römischen Niederlassung der ACI, des italienischen Automobilclubs. Denn heute ist einer der Tage, an denen hier ein lizenzierter Arzt vor Ort ist - man also seinen Führerschein erneuern lassen kann. In Italien läuft der Führerschein nämlich nach spätestens zehn Jahren ab. Und wer einen neuen haben will, muss sich untersuchen lassen, sagt Marco Velli von der ACI:
"Der Arzt kontrolliert, ob die Person gut genug sieht, um fahren zu können. Er macht auch Tests, um herauszufinden, ob der- oder diejenige Probleme mit dem Gehör hat. Und vor der Untersuchung muss die Person auch einen Fragebogen ausfüllen und dabei ihre Krankheiten angeben."
Gefragt wird zum Beispiel nach Diabetes oder nach Herzerkrankungen, ein ärztliches Attest müssen Menschen unter 80 aber nicht mitbringen. Gerade bei psychischen Krankheiten manchmal ein Problem, sagt Marco Velli.
"Da wird’s ein bisschen schwierig, dass jemand diese Erkrankungen wirklich angibt, aber der Arzt bekommt ja auch mit, wenn jemand nicht ganz zurechnungsfähig ist."
Erneuerung alle zehn Jahre – mindestens
Und ältere Fahrer, die mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht mehr so fit sind, müssen sowieso öfter wiederkommen, sagt er: Menschen unter 50 müssen alle zehn Jahre ihren Führerschein erneuern. Fahrer zwischen 50 und 70 Jahren alle fünf, zwischen 70 und 80 Jahren alle drei Jahre. Und jeder, der über 80 ist, muss alle zwei Jahre kommen und eben zusätzlich ein ärztliches Attest vorlegen. Das italienische Modell findet Marco Velli gut – weil es Italiens Straßen für alle sicherer macht.
"Ich glaube, dass das das richtig ist, weil die Kontrolle der Sehkraft und das Wissen über mögliche Krankheiten sehr wichtig sind fürs Autofahren. Eine Person, die vielleicht nicht mehr so gut sieht oder überhaupt leichtere Beschwerden hat, tendiert dazu, das herunterzuspielen. Wenn es keine Kontrolle gibt, sagt sie nicht so leicht spontan, sie fährt nicht mehr, weil sie weiß, dass sie das nicht mehr kann."
Keine Kontrollen in Deutschland
In Deutschland gibt es dagegen solche Kontrollen nicht. Braucht es auch nicht, meint der deutsche Automobilclub ADAC: Erfahrungen aus dem Ausland, wo solche Untersuchungen Pflicht sind, zeigten, dass auch dort nicht weniger gesundheitsbedingte Unfälle vorkommen als hierzulande.
Francesco Foresta vom italienischen Verkehrsministerium glaubt dagegen: Unfallstatistiken verschiedener Länder lassen sich in diesem Fall nicht gut vergleichen. Eigentlich müsste man sich anschauen, wie sich die Statistik in einem Land vor und nach der Einführung von Gesundheitstests unterscheidet, erklärt er. Nur: Im Fall Italien ist das schwierig:
"Dass der Führerschein erneuert werden muss, ist historisch begründet. In Italien ist das schon in der Straßenverkehrsordnung von 1933 vorgesehen."
Wie gewissenhaft werden die Tests durchgeführt?
Und Italien geht immer noch davon aus, dass es sinnvoll ist, regelmäßig den Führerschein erneuern zu lassen und dabei Augen und Gehör zu testen. Man habe sich dabei immer wieder von Ärzten beraten lassen, sagt Foresta. Auch Giuseppe Ciula hält regelmäßige Kontrollen der Fahrer für sehr wichtig. Aber sie müssen auch vorschriftsmäßig durchgeführt werden, findet der Römer. Und erzählt, wie seine Mutter vor ein paar Jahren ihren Führerschein erneuert hat:
"Sie war älter als 80 und ist in eine Agentur gegangen, die sie kannte, um ihren Führerschein zu erneuern. Und sie haben sie nicht untersucht, der Arzt hat nicht ihre Augen geprüft, obwohl sie eine Brille trägt, sie musste gar nichts machen. Und nach einigen Tagen war ihr neuer Führerschein fertig, ganz normal."
Also: Keine Untersuchung, kein ärztliches Attest, obwohl das in ihrem Alter verpflichtend gewesen wäre. Giuseppe Ciula ist sich sicher: Einen richtigen Test hätte seine Mutter nicht bestanden, ihren Führerschein nicht erneuern können. Francesco Foresta vom Verkehrsministerium seufzt – er kennt dieses Problem.
Vereinzelt gibt es schwarze Schafe
"Die Untersuchungen sind gründlich. Aber ein paar Mal ist sowas schon vorgekommen. Es sind schon sehr entgegenkommende Ärzte entdeckt worden und die sind natürlich von den Gerichten verurteilt worden."
Einzelfälle, das ist ihm wichtig zu betonen. Und auch Marco Velli vom Automobilclub ACI versichert: Bei ihnen in der Agentur komme so etwas nicht vor. Gerade eben erst, sagt er, hätten sie einen Mann abgewiesen, der seinen Führerschein erneuern wollte. Obwohl der Mann der Cousin seiner Mitarbeiterin ist.