Frühlingsbücher

Stoff für Ihre Leseliste!

164:39 Minuten
Zwei Mädchen liegen auf einer Fensterbank im Gegenlicht und halten ein Buch nach oben.
Autorinnen und Autoren wie Monika Rinck, Matthias Nawrat und Saša Stanišić sprechen mit uns beim "Bücherfrühling" auf der Leipziger Buchmesse. © Unsplash / Kinga Cichewicz
Moderation: Jörg Plath, Kolja Mensing und Dorothea Westphal · 23.03.2019
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Bücherfrühling im Deutschlandfunk Kultur, das heißt drei Stunden prall gefüllt mit Literatur. Wir sprechen mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern auf der Buchmesse über ihre Bücher – und sie lesen für uns aus ihren aktuellen Werken.
Katja Bohnet liest aus "Krähentod" beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019 
Katja Bohnet liest aus "Krähentod".© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Katja Bohnet ist Späteinsteigerin: Ihren ersten Mord, bekennt sie freimütig auf ihrer Website, hat sie im Alter von 41 Jahren begangen! Das heißt: Damals hat sie ihren ersten Krimi geschrieben. Mittlerweile gehen eine ganze Reihe gewaltsamer Todesfälle auf ihr Konto: In ihrer Serie um die beiden eigenwilligen Berliner LKA-Ermittler Viktor Saizew und Rosa Lopez geht es nämlich ganz schön blutig zu.
Katja Bohnet schafft es, Geschichten über ziemlich echte Menschen mit ziemlich echten Problemen zu erzählen - und obendrein den Geschlechterverhältnissen im Kriminalroman den Kampf anzusagen.

Katja Bohnet: Krähentod
Droemer Knaur, München 2019
400 Seiten, 14,99 Euro


Radka Denemarková beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019 
Die Autorin Radka Denemarková© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Die Volksrepublik China glaubt, sie sei gefährlich und hat ihr nach einem Aufenthalt die Einreise verboten. Auch zuhause in Tschechien dürften manche nicht froh sein über Radka Denemarková, die deutliche Worte gegenüber dem populistischen Präsidenten und auch dem Premierminister nicht scheut.
Neun Bücher hat Radka Denemarková bisher veröffentlicht, außerdem schreibt sie für Zeitungen und übersetzt aus dem Deutschen, beispielsweise Herta Müller. Ihre Arbeiten, die Übersetzungen wie die Bücher, wurden mehrfach ausgezeichnet. Der Roman "Ein herrlicher Flecken Erde" erzählt von einem Tabuthema in Tschechien. Von einer tschechischen, deutschsprachigen Jüdin, die den Holocaust überlebt und nach der Rückkehr in ihre Heimat das Dorf erneut verlassen muss: Sie wird als Deutsche vertrieben. Der letzte Roman von Denemarková über China ist in Tschechien gerade erschienen.
Ihr aktueller Roman auf Deutsch ist aus dem Jahr 2014: "Ein Beitrag zur Geschichte der Freude", und es scheint ein Buch zur #MeToo-Debatte zu sein.

Radka Denemarková: Ein Beitrag zur Geschichte der Freude
Hoffmann & Campe, Hamburg 2019
336 Seiten, 19,99 Euro


Andreas Eschbach (l.) lachend im Gespräch mit Moderator Kolja Mensing beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019
Andreas Eschbach (l.) und Moderator Kolja Mensing amüsieren sich". © Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Für alle, die vom Weltraum träumen, gibt es in diesem Jahr gleich zwei wichtige Jubiläen: Die Mondlandung jährt sich zum 50. Mal – am 21. Juli 1969 betrat mit Neil Armstrong zum ersten Mal ein Mensch den Mond – und gleichzeitig erscheint der 3000. Band der Heft-Reihe "Perry Rhodan", der erfolgreichsten Science-Fiction-Serie aller Zeiten!
Ein Leser der ersten Stunde ist Andreas Eschbach – selbst ein Bestsellerautor, der sich mit Titeln wie "Das Jesus Video" und "Eine Billion Dollar" in die erste Reihe der deutschprachigen Unterhaltungsliteratur geschrieben hat. Jetzt hat er seinen Jugendtraum verwirklicht und auf knapp 900 Seiten die Vorgeschichte von "Perry Rhodan" erzählt.

Andreas Eschbach: Perry Rhodan – Das größte Abenteuer
S. Fischer, Frankfurt/Main 2019
848 Seiten, 25 Euro


Monika Rinck (l.) im Gespräch mit Moderator Jörg Plath beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019
Monika Rinck (l.) im Gespräch mit Moderator Jörg Plath© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Wenn von deutscher Lyrik die Rede ist, dann wird ihr Name genannt, und wenn irgendwo Lyrikveranstaltungen kuratiert werden, insbesondere unter Beteiligung von anderen Künsten, dann fällt ihr Name: Monika Rinck. Ihr Geburtsort Zweibrücken 1969 lässt sich als Omen deuten. Monika Rinck, inzwischen hochdekoriert mit dem Peter-Huchel-Preis und dem Kleist-Preis, ist eine dichtende Philosophin oder eine philosophierende Dichterin, in jedem Fall aber humorvoll-spritzig.
Sie veröffentlicht seit 1989 Lyrik, Prosa und Essays, wobei die Liste ihrer Preise bzw. Stipendien und die ihrer Veröffentlichungen deutlich länger ist als die Liste ihrer biografischen Stationen. Rincks Werke erscheinen seit 2004 beim Verlag kookbooks, die "Honigprotokolle" (2012) etwa oder der Essayband "Risiko und Idiotie". Im Herbst erhält sie den Roswitha-Preis 2019, und die Jury erwähnt zurecht ausdrücklich ihren skurrilen Humor und anarchischen Witz.

Monika Rinck: Champagner für die Pferde
S. Fischer, Frankfurt/Main 2019
528 Seiten, 24 Euro


Daniela Krien (r.) im Gespräch über ihr Buch "Die Liebe im Ernstfall" beim "Bücherfrühling von Deutschlandfunk Kultur mit der Moderatorin Dorothea Westphal auf der Leipziger Buchmesse 2019
Daniela Krien (r.) im Gespräch über ihr Buch "Die Liebe im Ernstfall" mit Moderatorin Dorothea Westphal© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Es war eine Überraschung: Als 2011 ihr Debütroman "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" erschien, landete Daniela Krien damit sozusagen aus dem Stand heraus einen Bestseller. Das Buch, das von der Amour Fou der 17-jährigen Maria zu einem wesentlich älteren Mann erzählt, spielte in der Übergangszeit einer sich auflösenden DDR.
Drei Jahre später kam "Muldental – ein Roman in zehn Geschichten" heraus. Die Schicksale von Menschen werden hier beschrieben, für die die Wende einen dramatischen Bruch in ihrem Lebenslauf bedeutete.
Ihr neues Buch heißt "Die Liebe im Ernstfall" und erzählt in fünf Kapiteln von fünf Frauen, die in ihren Liebesbeziehungen jeweils einen Ernstfall erleben – und dabei erleben müssen, dass die Liebe dem nicht standhält.

Daniela Krien: Die Liebe im Ernstfall
Diogenes, Zürich 2019
288 Seiten, 22 Euro


Matthias Nawrat beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019
Matthias Nawrat beim "Bücherfrühling"© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Matthias Nawrat ist in Polen geboren, in Oppeln – und ist als Teenager mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Seit knapp zehn Jahren ist er im Literaturbetrieb präsent. Er hat viele Preise und Auszeichnungen bekommen und in kurzer Zeit drei – mittlerweile vier – Romane geschrieben, in denen es immer wieder Familien geht, um Geschichte, um Erinnerungen – und um die Frage, was Menschen tief im Innern zusammenhält.
Sein aktueller Roman "Der traurige Gast" war in diesem Jahr nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse und gehört zu den meistbeachteten deutschprachigen Romanen dieser Saison.

Matthias Nawrat: Der traurige Gast - lesen Sie hier die Rezension!
Rowohlt, Reinbek 2019
301 Seiten, 22 Euro


Ulrich Woelk beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019 
Ulrich Woelk im Gespräch über "Der Sommer meiner Mutter"© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
"Der Sommer meiner Mutter", so heißt der neue Roman von Ulrich Woelk, und gemeint ist der Sommer 1969, in dem am 20. Juli erstmals zwei Astronauten den Mond betraten. Mit dem Satz "Ein kleiner Schritt für einen Menschen und ein gewaltiger Sprung für die Menschheit" kletterte Neil Armstrong aus der Raumkapsel und jeder, der damals einen Fernseher hatte, schaute sich die Übertragung an.
Doch der Sommer 1969 war nicht nur ein Sommer technischer Höhepunkte, sondern auch ein Sommer, der von gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt war. Und für Woelks Ich-Erzähler, der sich daran erinnert, wie er als damals Elfjähriger der Mondlandung entgegenfieberte, war es der Sommer einer Katastrophe.

Ulrich Woelk: Der Sommer meiner Mutter - lesen Sie hier die Rezension!
C.H. Beck, München 2019
189 Seiten,19,95 Euro


Feridun Zaimoglu beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019 
Feridun Zaimoglu beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
"Die Geschichte der Frau" heißt der neue Roman von Feridun Zaimoglu, der es auf die Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse schaffte. Passend zur #MeToo-Debatte, bei der männliche Gewalt- und Machtstrukturen hinterfragt werden, verleiht Zaimoglu hier zehn Frauen eine Stimme, weil diese, wie er findet, in der Geschichte übersehen oder zu wenig gehört wurden.
Zehn Frauenfiguren, die historisch verbürgt sind, der Mythologie oder Sagenwelt entstammen oder von ihm erfunden wurden. Über dreieinhalb Jahrtausende spannt er den Bogen von Zippora, der Frau des Moses, bis zu Valerie Solanas, die in den 60er-Jahren versuchte, Andy Warhol umzubringen. Auch der türkischen Arbeitsmigrantin Leyla, über die Zaimoglu bereits einen Roman geschrieben hat, ist hier ein Kapitel gewidmet.

Feridun Zaimoglu: Die Geschichte der Frau - lesen Sie hier die Rezension!
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019
396 Seiten, 24 Euro


Saša Stanišić liest aus seinem Buch "Herkunft" beim "Bücherfrühling" von Deutschlandfunk Kultur auf der Leipziger Buchmesse 2019
Saša Stanišić liest aus seinem Buch "Herkunft".© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Ihn definiert die englischsprachige Wikipedia als "bosnian-german" Schriftsteller. Diese Bindestrich-Identität hätte sich der Junge, der 1978 in Višegrad geboren wurde, wohl nie träumen lassen. Er floh 1992 vor den Kriegswirren mit den Eltern nach Deutschland, landete in Heidelberg und hatte Glück: Ein Lehrer ermutigte ihn zum Schreiben auf Deutsch, er studierte Deutsch als Fremdsprache und Slawistik in Heidelberg und dann in Leipzig am Literaturinstitut.
2005 erhielt Stanisić in Klagenfurt beim Wettlesen den Publikumspreis, und ein Jahr später wurde sein erster Roman "Wie der Soldat das Grammofon reparierte" großer Erfolg. 2014 erhielt Stanisić für "Vor dem Fest" den Preis der Leipziger Buchmesse. Das neue Buch enthält keine Erzählungen, die Stanisić gern schreibt, und es ist auch kein Roman. Es ist sein bisher persönlichstes Buch und heißt "Herkunft".

Saša Stanišić: "Herkunft" - lesen Sie hier die Rezension
Luchterhand Verlag, München 2019
355 Seiten, 22 Euro