Früher Tod, spätes Vermächtnis

Von Susanne von Schenck · 25.11.2008
Lange Jahre war Irène Némirovsky vergessen. Das Manuskript ihres letzten Werkes "Suite Francaise" lag über 60 Jahre in einem Koffer – zu schmerzlich war für Irène Némirovskys überlebende Kinder die Erinnerung an ihre Mutter. Dann erschien der Roman im Herbst 2004 in Frankreich - eine Sensation. Denn die Autorin, die in ihren früheren Werken ihre Wahlheimat eher positiv geschildert hatte, zeigte plötzlich ein Frankreich jenseits von Résistance und Okkupation: feige, schwach, besiegt, besetzt.
Das Leben der 1903 in der Ukraine geborenen Schriftstellerin gleicht selbst einem Roman. Der Vater, vermögender Bankier, ist entweder auf Reisen oder im Kasino, die Mutter hasst ihre Tochter, weil sie ihr das eigene Älterwerden vor Augen hält – Themen, die Irène Némirovsky später in ihren Romanen verarbeiten wird.

Nach der Oktoberrevolution flieht die Familie nach Paris. Dort wird die junge Irène Némirovsky bald zum gefeierten Star der Pariser Literaturszene. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, flieht sie mit Mann und zwei Kindern aus Paris. Doch durch die Judengesetze der Vichy Regierung wird ihnen bald die Lebensgrundlage entzogen. Im Juli 1942 wird die jüdische Schriftstellerin verhaftet. Vier Wochen später stirbt sie in Auschwitz.

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