"Friede sei ihr erst Geläute..."

Von Renate Drommer |
Schiller schrieb das "Lied von der Glocke" 1799 für den Musenalmanach, den er jährlich zur Leipziger Messe heraus gab. Er schildert darin den technischen Ablauf des Glockengusses, verbunden mit Gedanken über Geburt und Tod, Krieg und Frieden.
Der zweite Weltkrieg vernichtete durch Einschmelzen und Bombeneinwirkung ca. 80 Tausend Glocken in Europa. Nur wenige wertvolle Glocken konnten bewahrt werden und läuteten in den ersten Maitagen des Jahres 1945 den Frieden ein. Doch ihren Klang erinnern Zeitzeugen bis heute. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes werden die Glocken der Dresdner Frauenkirche läuten. Ihr Wiederaufbau in den letzten zehn Jahren wurde zum Symbol für Frieden und Versöhnung in Europa.

Läuten werden auch die Glocken auf dem Ettersberg bei Weimar zum Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Buchenwald. Der Turm, weithin sichtbar, bezeichnet den Ort, an dem deutscher Geist in Barbarei versank.

Schiller schrieb sein Gedicht in Jena. Für die Glockengießereien der Umgebung Anlass genug, Schiller für sich zu vereinnahmen und mit ihm zu werben. Der Glockenguss ist eine alte Handwerkskunst geblieben und wie zu Schillers Zeiten wird er mit guten Worten und Ritualen begleitet, zu erleben in der Gießerei Lauchhammer. Glocken begleiten den Alltag, teilen das Jahr in Feste und Trauertage, gemahnen an die Vergänglichkeit des Lebens.

Schiller wurde nach Mitternacht im Kassenturmgewölbe in Weimar begraben. Künstlerfreunde trugen den Sarg und senkten ihn in aller Stille in die Gruft hinab. Die Glocken schwiegen.