Fred Vargas: "Das barmherzige Fallbeil"

Zu viele Figuren, zu viele Morde

Die französische Schriftstellerin Fred Vargas.
Längst hat die französische Schriftstellerin Tausende von Leserinnen und Lesern verhext. © picture alliance / dpa / EPA / Alberto Morante
Von Kim Kindermann  · 05.11.2015
Diesmal ermittelt der verschrobene Kommissar Adamsberg auf einer isländischen Insel und in einem Geheimbund in Paris. Der neue Krimi "Das barmherzige Fallbeil" der französischen Schriftstellerin Fred Vargas ist sofort wieder in den Bestsellerlisten gelandet. Unsere Rezensentin hat er nicht gepackt.
Kaum erschienen steht Fred Vargas schon gleich auf der Bestsellerliste: Dieses Mal ermittelt der brillant-verschrobene Kommissar Adamsberg – der als solcher schon eine riesige Fangemeinde hat - an zwei Schauplätzen: auf einer Isländischen Insel, die regelmäßig in undurchsichtigen Nebelbänken verschwindet, und im Herzen eines Pariser Geheimbundes, der sich auch wiederum regelmäßig versammelt, um in historischer Verkleidung den Reden von Robespierre im Nationalkonvent während der französischen Revolution zu lauschen.
Beide Orte: Schräg. Unheimlich. Verrückt. Und doch auch: Real. Poetisch. Fesselnd. Willkommen in der Welt der Fred Vargas und ihrer einzigartig genialen Mischung aus Fantasie, Mystik, Historie und Spaß. Längst hat diese Mischung Tausende von Leserinnen und Lesern in ihren Bann geschlagen – sie verhext. Die französische Zeitung "Le Mond" nennt es die "Magie Vargas". Und die lässt einen reflexhaft nach den neusten Büchern greifen. Begierig. Neugierig. Beseelt.
Verschlungene Geschichte
Aber dieses Mal ist es anders, schrecklich anders, der Zauber lässt nach. Seite für Seite. Zu verworren, zu skurril, zu – ich weiß nicht was – einfach zu viel! Und manches Mal einfach lächerlich blöd. Immer wieder fliegt man aus der verschlungenen Geschichte raus. Verliert den Anschluss, weil plötzlich Nebenfiguren wahnsinnig schnell wahnsinnig wichtig werden, dann aber wieder genauso plötzlich unwichtig werden.
Dazu all die Namen, die Geschichtsdaten, die Selbstmorde, die Morde sind, und die Brüder, von denen der eine nicht weiß, dass sie es sind. Und die Unsicherheit: Gibt es ihn nun, den bösen Inselgeist? Oder nicht? War die angeblich so heiß geliebte Mutter in Wirklichkeit eine böse Hexe? Und ist der Leiter des Geheimbundes verrückt oder doch ein direkter Nachfahre von Robespierre?
Tatsächlich droht Adamsberg dieses Mal die Achtung selbst seiner ergebensten Untergebenen wie Adrien Danglard zu verlieren, weil sein Vorgehehen sie nicht überzeugt. Und so ging es mir letztendlich auch: Dieses Mal mochte ich der Geschichte nicht folgen. Blieb enttäuscht zurück. Was für ein Drama: Bleibt zu hoffen, dass der Zauber mich beim nächsten Buch wieder in seinen Bann schlägt. Denn ohne die Magie der Fred Vargas ist die Welt gleich ein bisschen trauriger!
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