Frauenwahlrecht und Frauenrechte

Pankhursts Urenkelin setzt den Kampf fort

November 9, 2016 - British Suffragist Leader Emmeline Pankhurst Addressing Crowd, Wall Street, New York City, New York, USA, Bain News Service, November 27, 1911 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAg145 20161109_zza_g145_002 Copyright: xJTxVintagex November 9 2016 British courtesan suffragist Leader Emmeline Pankhurst addressing Crowd Wall Street New York City New York USA Bain News Service November 27 1911 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY ZUMAg145 20161109_zza_g145_002 Copyright xJTxVintagex
Die britische Suffragette Emmeline Pankhurst 1911 in der New Yorker Wallstreet. © imago stock&people
Von Friedbert Meurer · 06.02.2018
Vor 100 Jahren erhielten Frauen in Großbritannien das Wahlrecht. Großen Anteil daran hatte die Anführerin der Suffragetten, Emmeline Pankhurst. Ihre Urenkelin setzt den Kampf um die Verbesserung der Lage der Frau heute fort – und freut sich über die #MeToo-Bewegung.
Emmeline Pankhurst, gespielt von Meryl Streep, klagt im Kinofilm "Suffragette", wie lange man jetzt schon friedlich, aber vergeblich für das Frauenwahlrecht kämpfe.
Helen Pankhurst, ihre Urenkelin, hat mehr als hundert Jahre später vor sich ihr neues Buch aufgeschlagen: "Taten statt Worte", heißt es. Sie sieht sich ganz in der Tradition ihrer Urgroßmutter. Auch sie, die Urenkelin, ist eine führende Frauenaktivistin in Großbritannien.
"Der Name Pankhurst bedeutet für mich Widerstand gegen soziale Normen, die Frauen diskriminieren. Ich knüpfe an ihr Vermächtnis an und glaube, dass wir noch mehr erreichen können."

Militante Frauen

2012 nahm Helen Pankhurst als Suffragette gekleidet an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London teil. Die Farben und Schleifen der Suffragetten findet sie überhaupt nicht lächerlich, das sei die typisch herablassende Art gegenüber einer Bewegung, die auch auf Gewalt setzte und selbst vor Bombenanschlägen nicht zurückschreckte.
"Emmeline Pankhurst hat einfach gesagt, genug ist genug. Sie wurden ins Gefängnis geworfen. Dann eskalierte es: Hungerstreik, Zwangsernährung. Die Regierung wurde reaktionärer, die Frauen militanter."
Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten die Frauen endlich ihr Wahlrecht, am 6. Februar 1918, wenn auch erst nur Frauen über dreißig Jahre.
Bianca Jagger (li.) und Helen Pankhurst (2.v.li.) und weitere Frauenrechts-Aktivistinnen bei einem Frauenmarsch am 5. März 2017
Bianca Jagger (li.) und Helen Pankhurst (2.v.li.) © imago/Zuma Press

#MeToo ist ein symbolischer Moment

Hundert Jahre später ist Helen Pankhurst, die Urenkelin, erfreut, dass die #MeToo-Bewegung den Kampf fortsetzt.
"Das Jahr 2018 wird in die Geschichte eingehen als symbolischer Moment. Es spielt sich jetzt nicht nur in einer Sphäre ab, zufälligerweise 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts. Und die Frauen heute wollen von damals lernen."
Die Sexskandale in Westminster, der Kampf der Frauen der BBC um gleiche Bezahlung: Helen Pankhurst hebt auf die ganze Bandbreite an aktuellen Ereignissen ab. Sie spitzt aber auch zu – und nicht jeder oder jede teilt alle ihre Thesen.
"Ich sehe keinen Unterschied in der politischen Repräsentanz von Frauen zwischen dem Norden und dem Süden. Genitalverstümmelung gibt es heute auch im Norden. Und in welchen Ländern sind Frauen heute am besten repräsentiert? In Ruanda, in Kuba. Im Süden sind sie oft weiter als im entwickelten Norden."

Pankhursts These "Botox gleich Burka"

Und dann die Frauen, die sich plastischer Chirurgie und ähnlichem unterziehen. "Botox gleich Burka", lautet Helen Pankhursts provokante These.
"Was ist mit der Gewalt, die sich Frauen selbst zufügen? All dieses Body-Shaping. Das ist genau so schlimm wie anderes, das wir von anderen Kulturen her kennen."
Und doch haben sich die Zeiten geändert. In Großbritannien ist eine Frau Premierministerin, Theresa May. Sie gibt den Suffragetten zu Ehren heute einen Empfang in Westminster – nur wenige Meter entfernt von der Stelle, wo die Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts noch brutal die Knüppel der Londoner Polizei zu spüren bekamen.
Mehr zum Thema