Französische Küche

"Vegetarische Metzgerei" in Paris

Die "vegetarische Metzgerei" in Paris von außen
In der "vegetarischen Metzgerei" in Paris gibt es auch "Frankfurter Würstchen". © ARD / Barbara Kostolnik
Von Barbara Kostolnik · 28.07.2015
Fleischgerichte wie Entrecôte und Escalope sind nach wie vor Hauptbestandteil der guten alten französischen Küche. In der "Vegetarischen Metzgerei" in Paris gibt es Frankfurter Würstchen, Cordon Bleu und Schinkenwürfel - alles in Anführungszeichen.
"Ich bin da vorbei gelaufen, hatte Hunger, sagt der junge Mann, und das schien mir interessant zu sein, dazu der Name 'vegetarische Metzgerei'.".
Der Name ist Programm und Provokation: Schließlich passen vegetarisch und Metzger nicht wirklich gut zusammen.
"Natürlich ist das ein Widerspruch, gibt der Mitbesitzer der Boucherie, Philippe Conte, grinsend zu, aber das ist natürlich Absicht, die Leute sollen sich hinterfragen, ob der Fleischkonsum denn immer sein muss."
Philippe Conte ist keineswegs ein eingefleischter Vegetarier - er isst Fleisch, einmal alle zwei Wochen. Und findet, das wäre besser, für die Menschen und den Planeten:
"Man sollte viel weniger Fleisch essen, vielleicht nur an den Festtagen, wie das unsere Eltern und Großeltern ja auch gemacht haben."
Zurück zu den Wurzeln also und weg von Massentierhaltung und Schweineschnitzeln für 19 Cent pro 100 Gramm. Die natürlichen Feinde der Boucherie sind dann auch nicht die Metzger der Umgebung, sondern die Supermärkte:
"Dieses zellophan-verpackte Fleisch, das die großen Ketten verkaufen, das wollen wir auf unsere bescheidene Weise bekämpfen."
Philippe Conte glaubt fest daran, dass sich Frankreich, das Land der Feinschmecker, alsbald an mehr vegetarisches Essen gewöhnen wird:
"Wir sind immer hinten dran, aber das wird schon."
In der vegetarischen Metzgerei in Paris gibt es auch "Frankfurter Würstchen".
In der vegetarischen Metzgerei in Paris gibt es auch "Frankfurter Würstchen".© ARD / Barbara Kostolnik
Eltern wollen ihren Kindern Junkfood ersparen
Seine Kunden sind ebenfalls optimistisch, aber nicht unkritisch:
"Es war lecker, die Nuggets sind köstlich, ich will weniger Fleisch essen, das ja, aber muss das dann unbedingt 'Fleisch' heißen?
Muss es natürlich nicht, auch wenn beispielsweise die Chicken Nuggets wie Chicken Nuggets schmecken und sich zwischen den Zähnen tatsächlich so anfühlen. Die Nuggets sind der Renner der Boucherie:
"Viele Eltern kaufen sie für ihre Kinder, weil sie ihnen das Junkfood aus den Imbiss-Ketten ersparen wollen."
Hergestellt wird das Essen in den Niederlanden, im einzigen europäischen Labor, das solche Fleisch-ähnlichen Produkte herstellt. Aus Mehl und Soja, hauptsächlich. Für die Franzosen wurden sogar die Geschmäcker angepasst:
Frankreich ändert sich, davon ist Philippe Conte überzeugt und auch sein Koch, Valérion, seit 20 Jahren Vegetarier. Er musste sich oft genug darüber ärgern, dass er im Land der Feinschmecker kaum etwas zu essen bekam:
"Dann hat man uns im Restaurant immer Salat angeboten. Als ob wir Kühe wären: Wir essen nicht nur Salat und Kräuter."
Damit ist nun Schluss: in der Boucherie gibt es Frankfurter Würstchen, Cordon Bleu und Schinkenwürfel - alles in Anführungszeichen, dafür ethisch korrekt. Philippe Conte zitiert zum Abschluss unseres Gesprächs dann auch Bertolt Brecht:
„Erst kommt das Fressen, nach die Moral ... nach kommt das Essen."//
Und das Beste: Es schmeckt sogar.
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