Fotografin Jessica Backhaus

„Ich kann ohne Blau nicht leben"

36:39 Minuten
Fotografin Jessica Backhaus vor einem blauen Bild mit hellblauen Linien darin.
Fotografin Jessica Backhaus: „Farben haben etwas Lebensbejahendes, eine Energie, eine Freiheit." © Ilaria Turba
Moderation: Britta Bürger |
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Gisèle Freund war ihre Mentorin und bei David LaChapelle arbeitete sie mit im Team, doch die Fotografin Jessica Backhaus hat eine eigene, poetische Bildsprache entwickelt. Jetzt zeigt sie ihre Fotoserie „Cut outs" in Berlin.
Die Fotografien von Jessica Backhaus fallen auf durch ihre Farbgebung, die den Blick auf die Schönheit der Details lenkt. Vor allem die Blautöne haben es ihr angetan: "Farben haben etwas Lebensbejahendes, eine Energie, eine Freiheit. Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne Farben, aber auch ganz besonders ohne Blau zu leben. Es wäre ein sehr trauriges Leben, glaube ich."
Zu Beginn ihrer Karriere als Fotografin interessierte sich Backhaus vor allem für figurative Darstellungen, von Fotoreportagen bis zu Stillleben. Inzwischen hat sich das geändert: "In den letzten sechs, sieben Jahren bin ich auf eine ganz natürliche Art und Weise immer mehr in diese Abstraktion gekommen." Jetzt arbeitet sie zum Beispiel mit Formen aus Transparentpapier im Sonnenlicht.

Cuxhaven – Paris – New York

Ihre erste Kamera bekam sie mit 14 Jahren. Als Tochter einer Theaterfamilie lag die Kunst nicht fern. Der Wunsch, Fotografin zu werden, entwickelte sich im Alter von 18 Jahren. Da lebte Backhaus, die in Cuxhaven geboren wurde und in Deutschland verschiedene Stationen durchlaufen hatte, bereits in Paris.
Die Fotografin Jessica Backhaus vor einem ihrer Werke.
Die Fotografin Jessica Backhaus in einer Ausstellung mit ihren Werken.© imago / Karina Hessland
Nach dem Studium versuchte sie sich zunächst als Assistentin, begann aber bald mit eigenen Projekten und das sehr erfolgreich: "Seitdem ich angefangen habe, also in den letzten 20 Jahren, habe ich dieses Glück, dieses Privileg, nur von meiner Fotografie zu leben."
Von Frankreich führte die Fotografie Jessica Backhaus in die USA. Durch Zufall arbeitete sie in Paris einige Tage als Assistentin des amerikanischen Promi- und Modefotografen David LaChapelle. Er lud sie ein, nach New York zu kommen und dort mit ihm zu arbeiten.
"Es war eine wunderbare Schule. Aber es war auch eine Schule, in der ich gesehen habe, was ich ganz bestimmt nicht machen möchte, weil es sehr, sehr große Teams waren. Jeder Fotograf hatte immer mindestens vier, fünf Assistenten um sich, und ich liebe es eigentlich, ganz alleine zu sein."
Ein blauer und ein gelber Halbkreis aus Papier vor rosa Hintergrund.
Jessica Backhaus Werk Cut Out #67, 2020, Archival pigment print, 112.5 x 75 cm.© Jessica Backhaus / ROBERT MORAT GALERIE

"Ein Buch bleibt"

Dass ihre Arbeit eher im Stillen entsteht, lässt sich auch in verschiedenen schön gestalteten Fotobüchern erkennen. "Ein Buch lässt einem die Möglichkeit, die ganze Bandbreite eines Projektes zu zeigen. Eine Ausstellung zeigt immer nur einen Auszug von einem Projekt."
Und: Ausstellungen kommen und gehen, ein Buch bleibt. "Ich kann mir kaum vorstellen, eine Ausstellung zu machen ohne eine Publikation."
Ein besonderes Buch ist sicherlich das Fotobuch, das Backhaus anlässlich des 100. Geburtstags von Gisèle Freund veröffentlichte. Mit Anfang 20 lernte Backhaus bei einem Symposium in Paris die legendäre Fotografin kennen und freundete sich trotz eines Altersunterschieds von mehr als 60 Jahren mit ihr an.
"Sie war jemand, der sehr, sehr neugierig ist und auch sehr der jüngeren Generation zugewandt war. Sie wollte sehr viel über mich wissen, ich war natürlich von ihr fasziniert, von ihrem Leben, ihrer Biografie."

Aktuelle Arbeiten von Jessica Backhaus sind noch bis zum 26. März in der Berliner Galerie Robert Morat zu sehen.

(mah)
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