Fotografien aus ethnologischen Depots

Hinter den Kulissen der Menschheitsgeschichte

06:10 Minuten
Vitrine aus der ethnografischen Sammlung im Depot des Museums für Völkerkunde in Dresden
Für die meisten nicht zugänglich: Objekte aus Melanesien und Mikronesien im Depot des Museums für Völkerkunde in Dresden. © Anja Nitz
Anja Nitz im Gespräch mit Massimo Maio · 13.04.2021
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Die meisten Museumsbesucher ahnen nicht, welche Schätze in Depots verwahrt werden. Die Fotografin Anja Nitz durfte sich in den ethnologischen Sammlungen dreier Museen umschauen. Ein Fotoband zeigt das Ergebnis.
Spätestens seit den Diskussionen um die Objekte und Kunstgegenstände, die im Berliner Humboldt Forum zu sehen sein sollen, wird über die ethnologischen Sammlungen heftig gestritten. Was machen wir mit all den Objekten und menschlichen Überresten, die Kolonialisten und Forscher aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zusammengetragen haben? Wie würdig wird das kulturelle Erbe von Menschen weltweit in Deutschland bewahrt?
Neben einzelnen, viel diskutierten Kunstgegenständen, die in der Öffentlichkeit sehr präsent sind, schlummern noch unzählige weitere - versteckt, verwahrt, katalogisiert und gestapelt – in den Depots vieler Museen.

Lehrreich und authentisch

Diese Zeugnisse aus der Geschichte der Menschheit können normale Museumsbesucherinnen und –besucher nur erahnen. Die Fotografin Anja Nitz hat einen Einblick in die Depots bekommen und hat in den Magazinen sächsischer Museen fotografiert: in den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen im Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig, im Museum für Völkerkunde Dresden und im Völkerkundemuseum Herrnhut.
Objekte aus der ethnologischen Sammlung des Völkerkundemuseums in Dresden
Lehrreich und authentisch fand Fotografin Anja Nitz den Rundgang durch die Depots - wie etwa das im Völkerkundemuseum in Dresden.© Anja Nitz
Versammelt sind diese Fotos, begleitet von Essays zum Thema, in dem Fotoband "Depot". Sie habe schon immer lieber in die Depots geschaut als in die eigentlichen Museen, sagt Nitz. Dort bilde sich die Debatte um Postkolonialismus und Raubobjekte unmittelbar ab – "unglaublich faszinierend und spannend, dazu lehrreich und authentisch".

Rundgang durch die Kontinente

Die Depots seien teils eher moderne sterile Orte, teils aber auch mit wunderschönen alten Vitrinen bestückt, in denen man sich die Sammlungen anschauen könne. "Man läuft dort, einer Parallelwelt vergleichbar, die Sammlungen kontinentweise ab. Als würde man sich in verschiedenen Ländern befinden. Man läuft von Ethnie zu Ethnie, von Sammlungsabteilung zu Sammlungsabteilung", schwärmt Nitz.
(mkn)

Anja Nitz: "Depot"
mit Texten von u.a. von Kevin Breß, Matthias Harder, Megan Krakouer
Kerber Verlag, 2021
144 Seiten, 40 Euro

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