Folgen der Finanzkrise in den USA

Die Reichen sind nun reicher

New York Stock Exchange in Manhattan
Heute stehen die Aktienkurse an der New Yorker Börse doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise 2008. © Travel-Stock-Image
Von Georg Schwarte, Thorsten Teichmann, Arthuhr Landwehr, Martin Ganslmeier · 10.09.2018
In den USA steigen Aktienkurse und Konzern-Gewinne wieder kräftig, auch dank der Deregulierungen von Präsident Trump. Dagegen haben Millionen Sparer und Eigenheimbesitzer seit 2008 vieles verloren, auch das Vertrauen in das System.
Am 15. September 2008 waren alle Versuche, die US-Regierung doch noch zur Rettung zu bewegen, gescheitert. Zu viele Milliarden hatte Finanzminister Henry Paulsen schon freigegeben und so meldete die viertgrößte US-Bank am Morgen Insolvenz an. Gegründet von deutschen Einwanderern, hatte die Investmentbank Lehman Brothers wie andere auch, seit Jahren mit faulen Immobilien-Krediten spekuliert. Aufgenommen von Leuten, denen eigentlich die finanziellen Mittel für ein Eigenheim fehlten, aber zu der Zeit bekam praktisch jeder in den USA einen Kredit. Eine Frage der Zeit, bis diese Blase platzte.
Die US-Regierung unter George W. Bush musste nun für ihre Fehler bezahlen und startete im Oktober 2018 ein 700 Milliarden US-Dollar teures Rettungspaket für den Finanzmarkt, der sogenannte Paulson-Plan. Als Barack Obama im Februar 2009 das Präsidentenamt übernahm, legte er ein fast 800 Milliarden US-Dollar schweres Konjunkturprogramm nach. So konnten sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt langsam wieder erholen.

Obama regulierte Banken, Trump deregulierte

Barack Obama ließ auch die Banken regulieren. Im Kern beinhaltet das entsprechende Gesetz folgende Auflagen: Jährliche Stresstests für alle Banken mit einem Vermögen von mehr als 50 Milliarden US-Dollar, Banken dürfen nicht mehr mit Kundengeldern spekulieren, für die der Staat nach einem Crash bürgen müsste und es wurde eine Verbraucherschutzbehörde für Bankkunden geschaffen, die geprellten Kunden zu Entschädigungen verhilft.
Für Donald Trump und seine Republikaner war dieses Gesetz ein "wirtschaftsfeindliches Bürokratiemonster". Deshalb lockerte er 2017 die Auflagen: Stresstests müssen nur noch größere Banken mit einem Vermogen ab 250 Milliarden US-Dollar absolvieren, auch Finanzspekulationen mit Kundengeldern sind nur noch größeren Banken verboten und die Macht der Verbraucherschutzbehörde wurde ebenfalls eingeschränkt, sehr zur Freude der Wall Street.
Wall Street am 15. September 2008
Ein Händler an der Börse in New York am 15. September 2008 - der Tag an dem die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmeldete. © imago/ZUMA Press

Schere zwischen Arm und Reich wird größer

Heute sind die Aktienkurse in den USA auf Rekordständen, die Arbeitslosigkeit liegt sehr niedrig bei rund vier Prozent. Aber der große Aufschwung hat nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreicht. Das zeigen einige Zahlen: Die Hälfte der US-Amerikaner hat keine Anlagen in Aktien. Seit der Krise hat das Vermögen der reichsten ein Prozent der Gesellschaft um durchschnittlich vier Millionen US-Dollar zugenommen, die Durchschnittsfamilie dagegen hat 42.000 US-Dollar weniger auf dem Konto. In fast allen großen Städten gibt es heute weniger Hausbesitzer als vor zehn Jahren. Für 70 Prozent der unteren Lohngruppen sind die Einkommen gefallen. Zweidrittel können eine Arztrechnung von 500 Dollar nicht bezahlen.
Dieser Vertrauensverlust in den "amerikanischen Traum", trieb viele Wähler im Wahlkampf 2016 zu Donald Trump oder dem Demokraten Bernie Sanders.
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