Folge 20:

Obdachlosigkeit unter der Showbrücke – E & U im Theater

46:26 Minuten
Fabian Hinrichs mit den Tänzer*innen der Palast-Compagnie auf der großen Bühne des Friedrichstadtpalastes.
In "Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt" steht Fabian Hinrichs mit 28 Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne des Friedrichstadt-Palasts. © Friedrichstadt-Palast / William Minke
von Susanne Burkhardt und Elena Philipp · 04.12.2019
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Woher kommt die Trennung von Kultur in E und U – also in ernste Kultur und Unterhaltungskultur? Und ist diese Unterscheidung noch zeitgemäß? Darüber sprechen wir mit Schauspieler Fabian Hinrichs und Friedrichstadt-Palast-Intendant Berndt Schmidt.
Tiefsinnig, witzig und manchmal tut's weh: Das Theater von René Pollesch verbindet, was hierzulande gern getrennt wird – E und U, Ernst und Unterhaltung. Gemeinsam mit dem Schauspieler Fabian Hinrichs hat der Regisseur und designierte Volksbühnen-Intendant Pollesch "Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt" inszeniert. An einem Ort, der sich eigentlich dem U verschrieben hat: am Friedrichstadt-Palast, Berlins Revuetheater. Über die ungewöhnliche Zusammenarbeit sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp in Folge 20 von "Der Theaterpodcast" mit Fabian Hinrichs und mit Berndt Schmidt, dem Intendanten des Friedrichstadt-Palasts.

U und E gemischt und immer ausverkauft

Allabendlich ausverkauft ist die 1300-Plätze-Show von Pollesch und Hinrichs, für die nach der Premiere Zusatztermine angesetzt wurden.
Rene Pollesch sitz in seinem Büro mit Berliner Altbaucharme.
Rene Pollesch in seiner Schreibstube.© William Minke
Von einem Clash der Theatersysteme keine Spur. E und U mischen sich auf den Bühnen längst. Historisch erklärt die Herkunft der begrifflich trennenden Großbuchstaben der Theaterwissenschaftler Peter W. Marx.

Schmidt fühlte sich "wie eine Revuetänzerin im Vatikan"

Vom gelungenen Austausch und von Veränderungen auch hinter den Kulissen berichtet Berndt Schmidt: Fühlte er sich im Kreis der Intendanten von Stadt- und Staatstheatern beim Bühnenverein oft wie die "Revuetänzerin im Vatikan", pilgern nun "die Päpste in die Vergnügungshölle".
Der Intendant Bernd Schmidt steht auf dem Dach des Friedrichstadtpalastes.
Berndt Schmidt, Intendant vom Friedrichstadt-Palast.© Friedrichstadt-Palast / Patrick Gutsche
Um dort, wie Schmidt sagt, die liebevoll dilettantische "Trabi-Variante" der berühmten Kickline oder Girlreihe zu bestaunen. Umgekehrt erlebten 26 Tänzerinnen und Tänzer des Friedrichstadt-Palasts in "Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt" erstmals künstlerische Eigenverantwortung. Wird die Erfahrung nachhallen? Und wie kam’s eigentlich zur Zusammenarbeit?

Feier der Schönheit mit Weltreflexion

Initiiert wurde die Kooperation des Duos Pollesch/Hinrichs mit Deutschlands größtem Revuetheater von Berlins Kultursenator Klaus Lederer, verrät Berndt Schmidt. Spontan begeistert stellte der Intendant René Pollesch und Fabian Hinrichs den hypermodernen Theaterapparat des Palasts zur Verfügung. Auf dass sich "die flexibelste Kunstform" Revue und ihre Feier der Schönheit mit der Weltreflexion und Wärme des Theaters von René Pollesch und Fabian Hinrichs auflade. Fortsetzung folgt?

Mehr zum "Theaterpodcast"

Einmal im Monat greift Der Theaterpodcast die wichtigen Debatten rund um das Theater und seine Macher und Macherinnen auf. Über die Kunst und den Betrieb, in dem immer noch zu wenig Frauen das Sagen haben, sprechen zwei Theaterredakteurinnen, Susanne Burkhardt vom Deutschlandfunk-Kultur-Theatermagazin Rang 1 und Elena Philipp vom Online-Portal nachtkritik.de.


Die Stimmen: Susanne Burkhardt studierte Kulturwissenschaft, Betriebswirtschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und in London (Middlesex University). Sie ist Diplom-Medienberaterin und begann ihre Radio-Karriere als Hörspielregieassistentin beim Sender Freies Berlin (später RBB). Nach einem Volontariat beim Deutschlandradio ist sie seit 2001 Redakteurin, Autorin und Moderatorin beim Deutschlandfunk Kultur ("Fazit", "Rang 1 – Das Theatermagazin").

Elena Philipp studierte in Freiburg Politik und Soziologie, entschied sich nach einer Regiehospitanz aber für ein Studium der Theater-, Film und Literaturwissenschaft in Berlin. Dort arbeitete sie für Tanzfestivals, gründete ein Literaturmagazin und ein Text-Ton-Festival mit und etablierte beim Literaturwettbewerb Open Mike das Livebloggen. Seit 2006 schreibt sie für Tageszeitungen und Fachmedien über Theater und Tanz. 2017 wurde sie Redakteurin beim Online-Theaterfeuilleton nachtkritik.de.

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