Folge 14

Der Stoff, aus dem der Osten ist

44:46 Minuten
Szene aus "Düsterbuschs City Lights" am Theater Magdeburg
Szene aus "Düsterbuschs City Lights" am Theater Magdeburg © Theater Magdeburg
Von Susanne Burkhardt und Elena Philipp · 25.04.2019
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Von einer Magdeburg-Reise kommen wir mit Fragen zurück: Welche Themen interessieren 30 Jahre nach dem Mauerfall das Publikum in den neuen Bundesländern? Muss man hier anders Theater machen? Und warum fallen Kritiken oft anders aus als Zuschauerreaktionen?
Muss man eigentlich immer in die Großstadt, um was Tolles zu erleben? "Nö", denkt sich Ende der 80er ein junger Mann in einem Kaff in Südbrandenburg – und macht aus der Dorfkneipe einen Szeneklub. Davon handelt Alexander Kühnes autobiografischer Roman "Düsterbusch City Lights", der jetzt in Magdeburg auf die Bühne kam.
Die Geschichte: In Lugau, einem 500-Einwohner-Ort in der Niederlausitz, gründete Alexander Kühne – im Roman Anton Kummer - mit Freunden einen Musikclub. Getarnt als FDJ-Jugendklub, gastierten in der "Konsum Gaststätte Lugau" bald bekannte Underground- und Punk-Bands wie Feeling B oder Sandow. Hunderte von Jugendlichen reisten an und feierten rauschhafte Partys. Popkulturellen Widerstand nennt Alexander Kühne das Unterfangen, über das er seinen Roman "Düsterbusch City Lights" geschrieben hat.

Theater als Ort des Ungewissen

In Magdeburg haben die Regisseurin Cornelia Crombholz und der Dramaturg David Schliesing den Stoff fürs Theater adaptiert. Susanne Burkhardt und Elena Philipp sind für Folge 14 des Theaterpodcast zur Premiere gefahren. Mit zwei Theater-Ost-Experten – Georg Kasch, Mitglied der Theatertreffen-Jury, und Matthias Schmidt, Filmemacher und Kritiker, der von Döbeln bis Zittau die Ost-Theater bereist – sprechen sie über die Aufführung, über Theater in den sogenannten neuen Bundesländern und über die Frage, warum Kritik und Publikum mitunter so anders über dieselbe Aufführung denken.
Außerdem geht’s darum, welche Ost-Stoffe 30 Jahre nach der Wende erzählt werden bzw. zu erzählen wären, mit welchen spezifischen historischen (Dis-)Kontinuitäten ostdeutsche Häuser zu ringen haben und wie Theater ein Publikum bilden und binden können (was ist zum Beispiel die so erfolgreiche Nürnberger "Schulplatzmiete"?). Matthias Schmidt macht den Häusern Mut: Theater in der Provinz müsse immer auch ein Ort des Ungewissen bleiben und das Unerwartete wagen. So wie Alexander Kühne und seine Ostgenossen in Lugau aka Düsterbusch. Klappt’s, dann schreibt man (Theater-)Geschichte. Wie in Kühnes Roman: "Schöne Träume, Bowie von Düsterbusch!"

Mehr zum "Theaterpodcast"

Einmal im Monat greift Der Theaterpodcast die wichtigen Debatten rund um das Theater und seine Macher und Macherinnen auf. Über die Kunst und den Betrieb, in dem immer noch zu wenig Frauen das Sagen haben, sprechen zwei Theaterredakteurinnen, Susanne Burkhardt vom Deutschlandfunk-Kultur-Theatermagazin Rang 1 und Elena Philipp vom Online-Portal nachtkritik.de.

Die Stimmen: Susanne Burkhardt studierte Kulturwissenschaft, Betriebswirtschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und in London (Middlesex University). Sie ist Diplom-Medienberaterin und begann ihre Radio-Karriere als Hörspielregieassistentin beim Sender Freies Berlin (später RBB). Nach einem Volontariat beim Deutschlandradio ist sie seit 2001 Redakteurin, Autorin und Moderatorin beim Deutschlandfunk Kultur ("Fazit", "Rang 1 – Das Theatermagazin").

Elena Philipp studierte in Freiburg Politik und Soziologie, entschied sich nach einer Regiehospitanz aber für ein Studium der Theater-, Film und Literaturwissenschaft in Berlin. Dort arbeitete sie für Tanzfestivals, gründete ein Literaturmagazin und ein Text-Ton-Festival mit und etablierte beim Literaturwettbewerb Open Mike das Livebloggen. Seit 2006 schreibt sie für Tageszeitungen und Fachmedien über Theater und Tanz. 2017 wurde sie Redakteurin beim Online-Theaterfeuilleton nachtkritik.de.

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