Bergungsarbeiten fortgesetzt
Das Flugzeug von Germanwings soll in Ordnung gewesen sein, das Wetter war es, der Pilot galt als erfahren - die Suche nach Hinweisen auf die Ursache des Absturzes von Flug 4U 9525 soll heute in den französischen Alpen weitergehen. Die französische Justiz ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, Bundeskanzlerin Merkel wird heute am Unglücksort erwartet.
Ohne Schnee, Regen oder stärkeren Wind waren die Witterungsbedingungen nach Berichten französischer Medien für die Rettungskräfte und Hubschrauber besser als zunächst befürchtet, die Suche nach Trümmern und Opfern war am Dienstag wegen Dunkelheit abgebrochen worden. Merkel, die sich am Dienstag bestürzt gezeigt hatte, wird für 14 Uhr am Ort des Absturzes erwartet und wollte dort den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident François Hollande treffen.
Bergungsarbeiten unter schwierigen Umständen
In dem 1200-Einwohner-Ort Seyne-les-Alpes. Mehr als 300 Polizisten und 380 Feuerwehrleute seien im Einsatz, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Zwischen 5.30 und 6.00 Uhr sind 30 Mitglieder einer Gebirgsstaffel der Polizei mit dem Hubschrauber in dem zerklüfteten Tal, in dem die Flugzeugtrümmer liegen, abgesetzt worden. Ein rund 65 Mann starker Bergungstrupp brach zu Fuß in das unwegsame Gebiet an der Absturzstelle auf. Sie sollen bei Temperaturen von rund fünf Grad in der Bergregion campieren. Die Behörden befürchten schwierige Bergungs- und Ermittlungsarbeiten.
"Man muss vermeiden, dass wichtige Indizien zerstört werden", sagte ein Sprecher des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve und betonte, es sei wichtig, Schaulustige fernzuhalten. "Man muss auch eine Art morbiden, makaberen Tourismus vermeiden", sagte er. Neben den Rettungskräften trafen auch zahlreiche Journalisten vor allem aus Deutschland und Spanien ein.
"Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass dieser schnelle Höhenverlust des Flugzeugs für den Augenblick unerklärt bleibt", sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, dem Fernsehsender BFM TV. Um 11 Uhr will sich Robin bei einer Pressekonferenz äußern. Seine Behörde hat wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung Ermittlungen aufgenommen.
Sinkflug bleibt rätselhaft
Das Unglück gibt den Ermittlern Rätsel auf. Die Ursache ist weiter unklar, berichtete Deutschlandradio-Kultur-Korrespondentin Ursula Welter:
Ein Notrufsignal wurde von den Piloten nach Angaben der französischen Flugaufsichtsbehörde nicht abgegeben. Der Funkkontakt mit der um 10.01 Uhr in Barcelona gestarteten Maschine sei um 10.30 Uhr abgebrochen. Die Kombination des verlorenen Funkkontakts mit dem Sinkflug habe die Fluglotsen bewogen, einen Notfall zu melden, hieß es. Germanwings-Chef Thomas Winkelmann sagte, der Airbus sei um 10.53 vom Radar verschwunden und damit auch der Kontakt zur Flugkontrolle abgebrochen. Der Pilot habe über zehn Jahre Flugerfahrung bei Germanwings und Lufthansa gehabt.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr schloss einen Zusammenhang zwischen der Reparatur des Flugzeuges am Tag zuvor und dem Absturz aus. Dabei sei es nur um die Geräuschbelastung gegangen, nichts Sicherheitsrelevantes. "Das Flugzeug war in hervorragendem technischen Zustand", sagte Spohr am Dienstag in Frankfurt/Main. Er rechne mit schnellen Erkenntnissen zur Ursache, sagte er in den Tagesthemen. Luftfahrtexperte Elmar Giemulla sagte im Deutschlandfunk, dass die Spekulationen zur Ursache daran anknüpften, "dass die Piloten nicht mehr Herr über ihr eigenes Verhalten waren". Der Sinkflug bleibt rätselhaft.
Nach Angaben der französischen Behörden hatte die Flugüberwachung kurz vor dem Crash noch vergeblich versucht, Kontakt zu den Piloten aufzunehmen. Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarten die Ermittler von einem Flugschreiber, der bereits geborgen wurde. Unklar blieb zunächst, ob der Flight Data Recorder (FDR) oder der Cockpit Voice Recorder (CVR) geborgen wurde. Das erste Gerät zeichnet technische Daten zum Flug auf, das zweite registriert Geräusche in der Pilotenkabine.
Anteilnahme aus zahlreichen Ländern
Neben den wohl 67 deutschen Opfern unter den 150 verunglückten Menschen waren nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur auch Passagiere aus Spanien, Großbritannien, Dänemark, Australien, Japan, Israel, Mexiko, Kolumbien, Argentinien und Japan an Bord. US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus drückten den Angehörigen ihr Beileid aus. Beileidsbekundungen kamen auch aus zahlreichen anderen Ländern.