Flugzeugunglück in Südfrankreich

    150 Menschen sterben bei Airbus-Absturz

    Schüler trauern am 24.03.2015 in Haltern am See (Nordrhein-Westfalen) vor dem Joseph-König-Gymnasium. Beim Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich sind auch Schüler und Lehrer aus dem westfälischen Haltern verunglückt.
    In Südfrankreich ist - wie hier auf dem Screenshot zu sehen - eine Germanwings-Maschine verunglückt. © dpa / Marcel Kusch
    24.03.2015
    In den französischen Alpen ist eine Germanwings-Maschine vom Typ Airbus A320 abgestürzt. Von den 150 Insasssen, darunter 67 Deutsche, hat vermutlich niemand überlebt. An Bord war auch eine Gruppe von 16 Schülern und zwei Lehrern aus dem nordrhein-westfälischen Haltern. Der Flugschreiber wurde inzwischen gefunden.
    Bei dem Absturz von Flug 4U 9525 in Südfrankreich am Dienstag hat es nach Angaben der französischen Polizei keine Überlebenden gegeben. Premierminister Manuel Valls sagte, ein Hubschrauber habe an der Unglücksstelle der Germanwings-Maschine landen können. Dabei sei festgestellt worden, dass es keine Überlebenden gebe.
    Laut Angaben von Germanwings waren 150 Menschen an Bord des Airbus A320, darunter 67 Deutsche. Dazu zählte auch eine Gruppe von 16 Schülern und zwei Lehrern aus der nordrhein-westfälischen Stadt Haltern. "Wir wissen, dass die Schülergruppe an Bord der Maschine gegangen ist", sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis90/Die Grünen) dem WDR.
    Spanische Behörden berichteten, dass sich auch 45 Spanier an Bord befanden. Franzosen dagegen sollen nicht an Bord gewesen sein.
    Die Bergung der Leichen aus unwegsamen Gelände wird nach Angaben der Einsatzkräfte Tage dauern. Ein Flugdatenschreiber sei geortet worden, teilte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am frühen Abend mit.
    Angela Merkel sprach den Angehörigen ebenso wie viele andere nationale und internationale Politiker ihr Mitgefühl aus. Sie will morgen nach Südfrankreich fliegen.
    Schwer zugängliche Gegend in den französischen Alpen
    Um kurz vor elf Uhr soll Flug Nummer 4U 9525 einen Notruf abgesetzt haben, berichtete Deutschlandradio-Kultur-Korrespondentin Ursula Welter. Das Unglück habe sich in einer Höhe von 2.000 Metern bei Barcelonnette im Département Alpes-de-Haute-Provence ereignet, einer schwer zugänglichen Region in den französischen Alpen. Dort wurden nach Angaben des französischen Innenministeriums Trümmerteile gesichtet. Der Unglücksort im Gebirgsmassiv von Estrop sei "für Fahrzeuge nicht zugänglich", sagte der französische Verkehrs-Staatssekretär Alain Vidalies.
    Dieser Screenshot von Flightradar zeigt den Kurs der Germanwings-Maschine am 24.03.2015 bis zur Absturzstelle in den französischen Alpen.
    Screenshot Flightradar© flightradar24.com
    Der französische Ministerpräsident Manuel Valls sagte, die Absturzstelle liege in der Nähe des kleinen Orts Meolans-Revel am Fuße der französischen Alpen. Das Gebiet habe mit Helikoptern überflogen werden können. Rettungskräfte seien unterwegs. Die französische Flugaufsicht hatte die Zahl der Insassen zunächst mit 148 angegeben. Germanwings sprach am Mittag dann von 150 Personen: 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder.
    Um 9.55 Uhr in Barcelona gestartet
    Laut dem spanischen Flughafenbetreiber Aena war die Germanwings-Maschine um 9.55 Uhr in Barcelona gestartet und sollte um 11:55 in Düsseldorf landen. Nach Informationen der Deutschen Flugsicherung stürzte der A320 um 10.37 Uhr ab. Der Online-Dienst Flightradar24 meldete, dass zuletzt eine Höhe von 6.800 Fuß (ca. 2.072 Meter) registriert worden sei. Die Maschine sei mit einer Geschwindigkeit von 3.000 bis 4.000 Fuß - etwa 900 bis 1.200 Meter - pro Minute heruntergegangen. Das sei vergleichbar mit dem Standard bei Landeanflügen.
    Noch keine Erkenntnisse über mögliche Unglücksursache
    Die Unglücksmaschine habe in den "letzten acht bis zehn Minuten einen starken Sinkflug gemacht", sagte Elmar Giemulla, Luftfahrtexperte bei der TU Berlin, im DLF. Dies deute auf technische Probleme hin. "Warum das der Fall ist, das wären natürlich Spekulationen, aber das sind die Fakten, von denen wir jetzt im Moment wissen." Wie die französische Zeitung "Le Monde" unter Berufung auf die Wetterdienste "La Chaine Météo" und "Météo France" berichtet, ist das Wetter in der Region ruhig gewesen.
    Gernot Freitag von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung sprach im DLF-Interview auch von möglichem menschlichen Versagen. Da Deutschland Registrierungs- und Herstellerstaat der Maschine sei, würden nun drei Experten für Unfalluntersuchung nach Frankreich geschickt. Zusammen mit den französischen Kollegen wolle man vor Ort mit der Untersuchung beginnen. Da man wahrscheinlich erst im Laufe des Abends oder der Nacht an die Unfallstelle vordringen werde, rechnet Freitag mit ersten Untersuchungsergebnissen im Laufe des morgigen Tages.
    Der Lufthansa liegen nach Aussagen von Konzernchef Carsten Spohr noch keine Erkenntnisse über eine mögliche Absturzursache vor. "Wir können noch keine Angaben zum Unfallhergang bei Germanwings machen", sagte Spohr in der Lufthansa-Zentrale am Frankfurter Flughafen. Er werde sich mit Mitgliedern der Bundesregierung auf den Weg zur Unfallstelle begeben. "Unsere Gedanken sind bei Passagieren, der Crew und den Angehörigen in dieser schwarzen Stunde unseres Unternehmens", sagte Spohr.
    Trümmerteile des in Südfrankreich verunglückten Germanwings-Fluges.
    Trümmerteile des in Südfrankreich verunglückten Germanwings-Fluges.© picture alliance / Maxppp / Stehpane Duclet
    Gauck bricht Südamerika-Reise ab
    Wegen des Unglücks hat Bundespräsident Joachim Gauck seinen Staatsbesuch in Südamerika abgebrochen. Die für Mittwoch geplante Reise nach Uruguay finde nicht statt, sagte eine Sprecherin des Präsidialamres. Den Hinterbliebenen drückte Gauck sein Beileid aus: "Mit größter Bestürzung habe ich von dem schweren Flugzeugunglück erfahren. Meine Gedanken sind bei den Familienangehörigen und Freunden der vielen Opfer", sagte Gauck.
    Auch in Spanien wurde die Nachricht vom Germanwings-Absturz mit Entsetzen aufgenommen. Regierungschef Mariano Rajoy sprach auf Twitter von einer "Tragödie": "Wir arbeiten eng mit den französischen und deutschen Behörden zusammen." Frankreichs Präsident Hollande telefonierte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der spanische König Felipe VI. unterbrach seinen Staatsbesuch in Frankreich und reiste zum Krisenstab in Paris.
    Der Luftfahrtexperte Jens Flotta stellte sich im Deutschlandradio Kultur Fragen zur Absturzursache, den weiteren Schritten und Ermittlungen sowie den Konsequenzen für Germanwings. Die entscheidende Frage sei, so Flottau, warum der plötzliche Sinkflug der Maschine begann, ohne dass die Piloten die Flugsicherung informierten.
    Krisenhotline eingerichtet
    Das Auswärtige Amt hat eine Krisenhotline unter der Rufnummer 030 5000 3000 eingerichtet. Auch der Düsseldorfer Flughafen hat eine entsprechende Hotline unter 0800 776 63 50 geschaltet. Bei Germanwings könnten Angehörige unter der Nummer 0800 1133 5577 Auskunft erhalten.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte in Berlin, das Auswärtige Amt stehe in engem Kontakt zu den französischen Behörden. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei all denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Passagieren oder Besatzungsmitgliedern sind." Auch Bundeskanzlerin Merkel sei "tief erschüttert", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Sie habe vorerst alle Termine für heute abgesagt.
    (fwa/hba/bor/tön/dm)

    Mehr zu dem Germanwings-Unglück erfahren Sie in unserer Studio-9-Sendung ab 22.30 Uhr.