Flüssiges Prinzip aller Dinge
Wasser ist lebensnotwendig, ein kostbares Gut und eine Naturgewalt, die Unglaubliches anrichten kann. Die Ausstellung in Oldenburg zeigt, dass in den frühen Hochkulturen Technik und Handwerk rund ums Wasser immer auch mit künstlerischer Ambition verbunden waren.
"Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück!" Das sagte vor mehr als 2000 Jahren der griechische Philosoph Thales von Milet. Wasser ist eine Naturgewalt, die Unerhörtes vermag. Aber kann Wasser auch von allein eine Treppe hinauflaufen? Tatsächlich hilft hier ein Kompressor nach.
Die Ausstellung erzählt mit Großfotos, Modellen und rund hundert Exponaten, überwiegend Grabungsfunden, vom Wasserbau der frühen Hochkulturen, in der Antike und im frühen Islam. Die opulente Badekultur der Römer und des arabisch-türkischen Hamam, sowie die Mythen ums Wasser werden nur gestreift. Einen Jungbrunnen sucht man also vergeblich.
Die frühen Hochkulturen im Zweistromland an Euphrat und Tigris sowie am Nil waren Flusskulturen, deren Aufstieg auf Beherrschung und Ausnutzung der regelmäßig auftretenden Hochwasser beruhte.
"Es galt zuerst, die Landwirtschaft zu versorgen, und das gibt diese Kanalsysteme, die in Mesopotamien entwickelt worden sind und dann in Ägypten genauso, aber Wasser in den Häusern bei Otto Normalverbraucher gab’s dann nicht, weil nur in hervorgehobener Stellung","
sagt Mahmud Fansa, der aus Syrien stammende Direktor des Museums für Natur und Mensch. Dämme schützten die Siedlungen, Kanäle leiteten das kostbare Nass auf die Felder. Die Modalitäten sind bereits in den frühesten Gesetzen, denen sich Menschen unterwarfen, geregelt.
""Es gilt natürlich auch, das Wasser nützlich zu machen, dass alle davon profitieren, und so zu regeln, dass es da keine Auseinandersetzungen auch geben wird. Wenn man das im Gesetz von Hammurabi liest, da gibt es auch Paragrafen, die das Wasser in der Verwendung auch regeln."
Die größten Wasserbauingenieure der Antike aber waren die Römer. Sie brachten das Wasser ins Herz der Städte. Ihre Baumeister trieben Sklaven und Kriegsgefangene an, um gigantische Wasserleitungen wie den Pont du Gard in Südfrankreich zu errichten. Wasser war übrigens nicht gleich Wasser. In städtischen Rohrnetzen wurde Trink- und Brauchwasser getrennt. Von Ausgrabungen in Pompeji weiß man, dass bei Wassermangel das kostbare Gut nach Prioritäten dosiert abgegeben werden konnte: für Privathäuser, öffentliche Brunnen sowie Theater und Thermen.
Der kugelförmige, durchlöcherte Sprühkopf aus Marmor, den man im Saarland gefunden hat, sieht kaum anders aus als ein moderner Duschkopf. Dagegen ist kaum zu glauben, dass die verbeulten Bleirohre jemals dicht waren! Der Materialbedarf war enorm. Allein die Wasserversorgung der antiken Stadt "Lugdunum", heute Lyon, erforderte 10.000 bis 40.000 Tonnen Blei.
Als im siebten Jahrhundert nach Christus der Islam seinen Siegeszug auf europäischem Terrain antrat, konnten muslimische Ingenieure an der Wasserbaukunst der Römer anknüpfen. Aber sie waren auch innovativ, berichtet die Historikerin Ingrid Hehmeyer:
"Zum Beispiel gibt es Wasserräder, Schöpfräder, die zum Wasserheben dienten, die das erste Mal bei den Römern beschrieben sind, bei den Römern aber keine sehr weite Verbreitung hatten. Diese weite Verbreitung setzt erst mit dem Islam ein, und, basierend auf dieser weiteren Entwicklung der Wasserhebemaschinen, haben die muslimischen Ingenieure dann auch angefangen, ihre eigenen technischen Vorrichtungen zu schaffen."
Diese Wasserschöpfräder - im Modell zu sehen - haben sich als eine wahrhaft nachhaltige Erfindung erwiesen.
"Wenn Sie zum Beispiel nach Syrien fahren in die Stadt Hama, dann würden Sie in Syrien sehr viele von den alten Wasserrädern nach wie vor in Gebrauch und in Betrieb finden. Man hört dieses sehr gemächliche, charakteristische Knarren, wenn diese Räder, die ja aus Holz gebaut sind, sich drehen. Es ist sehr schön, es ist so ein charakteristisches Geräusch in diesen Städten."
Die für jeden frommen Muslim obligatorische Pilgerreise zu den heiligen Stätten Mekka und Medina zog übrigens einen gewaltigen Techniktransfer gerade auch in der Wasserbaukunst nach sich.
Neben dem praktischen Nutzen, Mensch, Tier und Gärten mit Wasser zu versorgen, waren Technik und Handwerk rund ums Wasser immer auch Gegenstand künstlerischer Ambitionen. Mahmud Fansa verweist auf bronzene Wasserhähne aus dem Iran des 12. Jahrhunderts nach Christus:
"Die haben also ne Tierfigur oder andere Darstellungen, sind auch wunderbar verziert. Das ist wirklich faszinierend. Ein Wasserhahn, der muss funktionieren, aber trotzdem kommt ein ästhetisches Merkmal noch dazu, um deutlich zum Ausdruck zu bringen, wie man Wasser schätzt, indem man künstlerisch bisschen was dazugibt."
Service:
Die Ausstellung "Wasserwelten" im ist vom 15.8. bis 17.10.2010 im Museum für Natur und Mensch Oldenburg zu sehen.
Die Ausstellung erzählt mit Großfotos, Modellen und rund hundert Exponaten, überwiegend Grabungsfunden, vom Wasserbau der frühen Hochkulturen, in der Antike und im frühen Islam. Die opulente Badekultur der Römer und des arabisch-türkischen Hamam, sowie die Mythen ums Wasser werden nur gestreift. Einen Jungbrunnen sucht man also vergeblich.
Die frühen Hochkulturen im Zweistromland an Euphrat und Tigris sowie am Nil waren Flusskulturen, deren Aufstieg auf Beherrschung und Ausnutzung der regelmäßig auftretenden Hochwasser beruhte.
"Es galt zuerst, die Landwirtschaft zu versorgen, und das gibt diese Kanalsysteme, die in Mesopotamien entwickelt worden sind und dann in Ägypten genauso, aber Wasser in den Häusern bei Otto Normalverbraucher gab’s dann nicht, weil nur in hervorgehobener Stellung","
sagt Mahmud Fansa, der aus Syrien stammende Direktor des Museums für Natur und Mensch. Dämme schützten die Siedlungen, Kanäle leiteten das kostbare Nass auf die Felder. Die Modalitäten sind bereits in den frühesten Gesetzen, denen sich Menschen unterwarfen, geregelt.
""Es gilt natürlich auch, das Wasser nützlich zu machen, dass alle davon profitieren, und so zu regeln, dass es da keine Auseinandersetzungen auch geben wird. Wenn man das im Gesetz von Hammurabi liest, da gibt es auch Paragrafen, die das Wasser in der Verwendung auch regeln."
Die größten Wasserbauingenieure der Antike aber waren die Römer. Sie brachten das Wasser ins Herz der Städte. Ihre Baumeister trieben Sklaven und Kriegsgefangene an, um gigantische Wasserleitungen wie den Pont du Gard in Südfrankreich zu errichten. Wasser war übrigens nicht gleich Wasser. In städtischen Rohrnetzen wurde Trink- und Brauchwasser getrennt. Von Ausgrabungen in Pompeji weiß man, dass bei Wassermangel das kostbare Gut nach Prioritäten dosiert abgegeben werden konnte: für Privathäuser, öffentliche Brunnen sowie Theater und Thermen.
Der kugelförmige, durchlöcherte Sprühkopf aus Marmor, den man im Saarland gefunden hat, sieht kaum anders aus als ein moderner Duschkopf. Dagegen ist kaum zu glauben, dass die verbeulten Bleirohre jemals dicht waren! Der Materialbedarf war enorm. Allein die Wasserversorgung der antiken Stadt "Lugdunum", heute Lyon, erforderte 10.000 bis 40.000 Tonnen Blei.
Als im siebten Jahrhundert nach Christus der Islam seinen Siegeszug auf europäischem Terrain antrat, konnten muslimische Ingenieure an der Wasserbaukunst der Römer anknüpfen. Aber sie waren auch innovativ, berichtet die Historikerin Ingrid Hehmeyer:
"Zum Beispiel gibt es Wasserräder, Schöpfräder, die zum Wasserheben dienten, die das erste Mal bei den Römern beschrieben sind, bei den Römern aber keine sehr weite Verbreitung hatten. Diese weite Verbreitung setzt erst mit dem Islam ein, und, basierend auf dieser weiteren Entwicklung der Wasserhebemaschinen, haben die muslimischen Ingenieure dann auch angefangen, ihre eigenen technischen Vorrichtungen zu schaffen."
Diese Wasserschöpfräder - im Modell zu sehen - haben sich als eine wahrhaft nachhaltige Erfindung erwiesen.
"Wenn Sie zum Beispiel nach Syrien fahren in die Stadt Hama, dann würden Sie in Syrien sehr viele von den alten Wasserrädern nach wie vor in Gebrauch und in Betrieb finden. Man hört dieses sehr gemächliche, charakteristische Knarren, wenn diese Räder, die ja aus Holz gebaut sind, sich drehen. Es ist sehr schön, es ist so ein charakteristisches Geräusch in diesen Städten."
Die für jeden frommen Muslim obligatorische Pilgerreise zu den heiligen Stätten Mekka und Medina zog übrigens einen gewaltigen Techniktransfer gerade auch in der Wasserbaukunst nach sich.
Neben dem praktischen Nutzen, Mensch, Tier und Gärten mit Wasser zu versorgen, waren Technik und Handwerk rund ums Wasser immer auch Gegenstand künstlerischer Ambitionen. Mahmud Fansa verweist auf bronzene Wasserhähne aus dem Iran des 12. Jahrhunderts nach Christus:
"Die haben also ne Tierfigur oder andere Darstellungen, sind auch wunderbar verziert. Das ist wirklich faszinierend. Ein Wasserhahn, der muss funktionieren, aber trotzdem kommt ein ästhetisches Merkmal noch dazu, um deutlich zum Ausdruck zu bringen, wie man Wasser schätzt, indem man künstlerisch bisschen was dazugibt."
Service:
Die Ausstellung "Wasserwelten" im ist vom 15.8. bis 17.10.2010 im Museum für Natur und Mensch Oldenburg zu sehen.