Die wichtigste Lebensressource

Das Buch zeigt die komplexen Zusammenhänge der weltweiten Wasserversorgung. Die globalen Kreisläufe des Süßwassers werden ebenso dargestellt wie der ökologische Druck, dem das Wasser weltweit ausgesetzt ist.
Wir trinken Wasser, kochen damit, baden darin und fahren im Urlaub an den See. Dass es auch so etwas wie virtuelles Wasser gibt, lässt sich in dem Buch "Der Wasseratlas" lernen, geschrieben von den versierten Umweltpublizistinnen Maggie Black und Jannet King. Virtuelles Wasser ist in den vielen Produkten enthalten, die wir konsumieren; aber auch Computer, Autos oder Handys benötigen jede Menge Wasser zur ihrer Herstellung.

Auf 35 farbigen und doppelseitigen Karten präsentiert der Atlas die komplexen Zusammenhänge der weltweiten Wasserversorgung. Die globalen Kreisläufe des Süßwassers werden dargestellt und der ökologische Druck, dem das Wasser weltweit ausgesetzt ist.

Krankheiten durch Wasserverschmutzung haben ebenso ihren Platz wie Konflikte, die das wertvolle Nass verursacht. Im Schlussteil präsentiert das Buch Visionen und handfeste Konzepte, wie sich die Wasserversorgung der Menschheit in Zukunft organisieren ließe.

Aus vielen Gründen ist die Wasserversorgung heute bedroht. Der Atlas stellt dar, dass Niederschläge häufig fehlen, wo neue Megastädte wachsen. Dann wird der Erde mehr Grundwasser entnommen, als die Natur wieder auffüllen kann - bis die Vorräte für immer verschwunden sind. Dazu kommt die landwirtschaftliche Bewässerung in Trockengebieten oder dort, wo es nur zu bestimmten Jahreszeiten regnet. So leidet, wie eine Karte zeigt, ein Drittel der afrikanischen Bevölkerung unter Wasserknappheit.

Die Menschen der Industrieländer konsumieren dagegen besonders viel "virtuelles" Wasser in Form fleischreicher Kost und eines konsumintensiven Lebensstils. Und mehr als 20 Prozent des weltweit entnommenen Süßwassers werden von der Industrie verbraucht.

Die Wasserversorgung der Zukunft brauche keine Privatisierung, sondern im Gegenteil strengere Vorgaben von Seiten des Staates und intensivere transnationale Verhandlungen zwischen den Anrainern von Flusseinzugsgebieten, erklären die Autorinnen. Die Geschichte habe gezeigt, dass Menschen dieser Aufgabe auch gewachsen seien. Bereits in der Antike gab es Wasserverträge, und einer der Karten kann man entnehmen, dass Wasser seit dem Jahr 1948 1743 mal Anlass zur Zusammenarbeit war - aber nur 816 mal Anlass zu Konflikten.

Wie kaum ein anderes Medium eignet sich der Atlas, globale Zusammenhänge darzustellen; denn Wasser ist nicht erst seit der Industrialisierung ein erdumspannendes Thema. Das Kartenmaterial ist bei hoher Informationsdichte stets übersichtlich und klar gestaltet. Textkästen vertiefen wichtige Aspekte und am Seitenrand werden besondere Zahlen groß hervorgehoben, alles auf Basis aktuellster Statistiken.

Im Anhang findet sich das Datenmaterial noch einmal tabellarisch nach Ländern aufgeschlüsselt, ein Glossar erläutert die wichtigsten Fachbegriffe. Wer Schwierigkeiten mit Gallonen, Litern und Kubikmetern hat, findet eine nützliche Umrechnungstabelle. Ein Schlagwortregister rundet die Orientierungshilfen ab. Am Schluss ihres rundum gelungenen Werkes geben die Autorinnen ausführlich Einblick in ihre Quellen - und laden zu weiterer Lektüre ein.

Besprochen von Susanne Billig

Maggie Black/Jannet King: Der Wasseratlas - Ein Weltatlas zur wichtigsten Ressource des Lebens
Übersetzung aus dem Englischen Heidi Krohn, Europäische Verlagsanstalt, 128 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, 19,90 Euro