Fleisch essen

Ein Riss geht durch die Generationen

29:54 Minuten
Ein Mädchen hält eine kleine Ziege im Arm.
Haustier oder Nahrungsmittel? Henry Bernhards Tochter hat darauf inzwischen eine eindeutige Antwort. © Henry Bernhard
Von Henry Bernhard · 10.04.2023
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Fleisch ist purer Genuss. Das findet unser Autor, bekennender Fleischesser, der auch nicht davor zurückscheut, ein Zicklein von seiner Geburt bis hinein in den Bräter zu begleiten - und es dann zu verspeisen. Gäbe es da nicht seine beiden Töchter.
Es geschah vor zwölf Jahren. Zicklein Paula wurde geboren, lebte einige Monate glücklich und zufrieden auf einer Wiese, dann kam es zum Schlachter und landete als köstliches Familienmahl auf den Tellern der Familie des Autors.
Damals waren seine Töchter noch klein, sie fanden das Zicklein wahnsinnig süß, als es noch lebte, so wie sie überhaupt alle Tierbabys wahnsinnig süß fanden. Wenn das Lamm oder das Ferkel dann aber auf dem Teller lag, in mundgerechte Stücke geschnitten, war das Tier kurzerhand vergessen. „Ich will’s gar nicht wissen“, war der Standardsatz, der dann fiel. Das Fleisch schmeckte den Kindern einfach zu gut.

Ein Riss geht durch die Generationen

Heute ist das anders. Eine Tochter ist inzwischen Veganerin, die andere isst kaum mehr Fleisch. Und wie in vielen Familien geht nun beim Kochen ein Riss durch die Generationen. „Du könntest verzichten, wenn du nur wolltest“, mahnen die Jungen. „Ich kaufe ja meistens Biofleisch“, verteidigen sich die Alten.

Die Sendung wurde erstmals am 17. April 2022 ausgestrahlt.

Henry Bernhard hat ein Jahr lang akribisch notiert, wie viel Fleisch und Wurst er isst. Stolz verweist er auf 14 Kilogramm Wurst, weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Der liegt bei 27 Kilogramm, Tendenz rückläufig. Seine Töchter sind entsetzt darüber. „Viel zu viel“, so das Urteil, „ganz egal, ob bio oder nicht. Ganz egal, ob Durchschnitt oder nicht.“

Mit Tierhaltung auseinandersetzen

Kinder sollen lernen, woher unser Fleisch und die Wurst kommen. Erst dann können sie vernünftig entscheiden, ob sie Tiere essen wollen oder lieber nicht. Diesen Ansatz verfolgen viele Eltern. Aber das hat auch Konsequenzen. Wer sich mit Tierhaltung auseinandersetzt, wer jemals in einem Schlachthaus war, wer womöglich die Weihnachtsgans oder das Osterlamm persönlich kennengelernt hat, bevor sie in den Ofen kommen, der oder die wird sich nicht mehr so einfach der Lust des Fleischessens hingeben können.
Familieninterne Konflikte sind also vorprogrammiert. Die Elterngeneration muss sich umstellen. Nicht nur in Sachen Ernährung, sondern auch im Zusammenleben mit veganen Töchtern und Söhnen, die beständig den Finger in die Wunde legen. Eine neue Herausforderung in der Eltern-Kind-Beziehung, die bekanntlich nie endet.

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