Flächendeckende Zielgruppenwerbung

Von Guido Meyer |
Die Axel Springer AG hat bereits auf dem Printmarkt eine Vormachtstellung, nun fürchten manche, dass sie diese auch auf dem Fernsehmarkt einnehmen will. Durch die geplante Übernahme der ProSieben/SAT.1 Media AG durch Springer könnte es für Konkurrenten eng werden auf dem Fernsehwerbemarkt.
SAT.1-Jingle: "SAT.1 zeigt’s allen"

... ist doch SAT.1 als einziges Vollprogramm das Hauptstandbein der ProSieben/SAT.1 Media AG. Der zweitgrößte Privatsender in Deutschland ist in jüngster Zeit auf Erfolgskurs. Neue Comedy-Formate wie Genial daneben, neue Wissensshows à la Clever! und Informationskompetenz durch Thomas Kausch in den News, SAT.1 - Die Nacht und ein neues Mittagsmagazin ab Januar bringen den Sender näher an den kommerziellen Konkurrenten RTL heran.

"Wir sind ihr Mitmach-Sender ..."

Deutschlands selbsternannter "Mitmach-Sender Nummer eins" gehört genauso zur ProSieben/SAT.1 Media AG wie - natürlich - Pro Sieben, das zweitgrößte Programm im Hause, gedacht für die jungen Zuschauer. Die Älteren werden mit Kabel 1 bedient, während N24 Nachrichten und Dokumentationen sendet. Mit dieser Fusion könnte die Axel Springer AG also so ziemlich alle Zielgruppen im Fernsehbereich abdecken: die von der Werbeindustrie umworbene Zielgruppe Vierzehn bis Neunundvierzig mit Comedy und Show auf Pro Sieben, eher konservatives Publikum mit alten Filmen und Serien-Klassikern auf Kabel 1. Raumschiff Enterprise meets TV total.

Derzeit ist die Beteiligung am Lokalsender Hamburg 1 das einzige Fernseh-Standbein der Axel Springer AG. Doch auch Springer will TV total; dabei soll ProSieben/SAT.1 helfen. Im Hörfunk nämlich hat Springer bereits ausgesorgt mit Beteiligungen an mehr als dreißig Hörfunkprogrammen, darunter Hessens größtem Privatradio HitRadio ffh.

Auf dem Print-Markt ist Springer ähnlich flächendeckend aktiv wie ProSieben/SAT.1 im Fernsehgeschäft, hat die Fragmentierung des Marktes und damit der Zielgruppen gar noch weiter betrieben: Im Portfolio finden sich Fachtitel für Angel-, Golf- und Jagdfreunde.

So wie sich auf dem Bildschirm Pro Sieben um die Jugend kümmert, deckt Springer den Print-Markt außerdem mit diversen Pop-, Musik- und Lifestyle-Magazinen ab. Deutschlands führende Jugendzeitschrift, die Bravo, ist nicht darunter, denn die wird vom Heinrich-Bauer-Verlag herausgegeben. Dennoch könnte Springer hier bald durch die Hintertür mitmischen, wo doch der Fernseh-Ableger des Teenie-Magazins, Bravo TV, seit neuestem bei Pro Sieben eine neue Heimat gefunden hat.

Hauptstandbein der Axel Springer AG ist das Geschäft mit den Zeitungen - allen voran die so genannte rote Gruppe mit Bild und ihren Ablegern, gefolgt von der blauen Gruppe rund um Die Welt. Hinzu kommen Tageszeitungen, vor allem im Norden der Republik. Außerdem veröffentlicht Springer fünf große Programmzeitschriften. Diese könnten vielleicht bald Sendungen aus dem eigenen Hause anpreisen. Es ist kein weiter Schritt mehr von TV Neu zu TV total.
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