Kartellamt hat Bedenken

Das Bundeskartellamt hat Bedenken gegen die geplante Übernahme von Pro7/Sat1 durch den Springer-Verlag angemeldet. Behördenpräsident Ulf Böge sagte am Montag in Bonn, die milliardenschwere Fusion würde zu einer "nach dem Kartellrecht nicht genehmigungsfähigen Marktmacht führen".
Das Bundeskartellamt hatte den Anwälten von Springer vergangenen Freitag in einem 45-seitigen Schreiben seine Bedenken mitgeteilt. Bis zum 8. Dezember hat Springer nun Zeit, die Bedenken auszuräumen.

Klaus Ott, Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung" sagte in Fazit, das Bundeskartellamt befürchte eine marktbeherrschende Stellung Springers sowohl auf dem Fernseh- als auch auf dem Anzeigenmarkt bei Tageszeitungen. Zudem gebe es bereits zahlreiche Kooperationen zwischen Springer und dem Bertelsmann-Verlag, der wiederum an der RTL-Sendergruppe beteiligt ist. Diese könnten sich im Fernsehbereich verstärken und so die marktbeherrschende Stellung der beiden Konzerne zu Ungunsten kleinerer Unternehmen ausbauen. Beide zusammen führen mit 80 Prozent den Fernsehwerbemarkt an - nach Ansicht des Bundeskartellamts ein "wettbewerbsloses Duopol".

Zum anderen, so Ott, hat Springer mit der "Bild"-Zeitung auch die Marktführerposition bei den Straßenverkaufszeitungen inne. Sollte es zum Zusammenschluss mit Sat1/Pro7 kommen, befürchtet das Kartellamt, dass Springer diese Position weiter ausbaut, indem es durch so genannte Crossmediakampagnen im Fernsehen für die "Bild"-Zeitung wirbt. Damit wären kleinere Anbieter auf dem Markt der Boulevard-Blätter bedroht, darunter die "Abendzeitung" in München oder der Kölner "Express".

Mit der "Bildzeitung" und der Tageszeitung "Die Welt" versammelt Springer außerdem 40 Prozent Anteile im Werbemarkt für überregionale Zeitungen. Ott befürchtet, dass dieser Anteil sich noch erhöhen könnte, wenn das Geschäft mit Pro7/Sat1 klappen sollte.

Allerdings sei dies ziemlich unwahrscheinlich, so Ott, angesichts der starken Bedenken des Bundeskartellamts. Springer bleibe eigentlich nur, entweder Marktanteile zu verkaufen, um so die Bedenken zu zerstreuen, oder beim Bundeswirtschaftsministerium eine Sondergenehmigung zu beantragen.

Bei letzterer Möglichkeit stünden die Chancen für Springer eventuell gar nicht schlecht, glaubt Ott, da mit Michael Glos (CSU) ein konservativer Minister das Amt von Wolfgang Clement (SPD) übernimmt. Springer sagt man gute Beziehungen zur Union nach, so Ott, und im Falle einer Sondererlaubnis läge die Entscheidungsgewalt auch allein bei Glos. Sollte es dazu nicht kommen, dürfte das Geschäft als geplatzt gelten.

Sie können das Gespräch mit Klaus Ott über den Audio-Link in der rechten Spalte hören.