Finanzierung von Museen

Wer spart, verliert Besucher - ein Teufelskreis

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Mitarbeiter gehen einen Treppenaufgang in der geschlossenen Alten Nationalgalerie hinauf, bevor die ersten Besucher mit neuer Wegeleitung hinein dürfen.
Wenn die Schulden abbezahlt werden müssen, könnten die Museen darunter leiden. © dpa-Zentralbild/ dpa/ Jens Kalaene
Eckart Köhne im Gespräch mit Dieter Kassel · 25.07.2020
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In Deutschland werden die meisten Museen durch die öffentliche Hand getragen. Geraten deren Haushalte "coronabedingt" unter Druck, seien Kürzungen bei der Kultur zu erwarten, meint Eckart Köhne vom Deutschen Museumsbund.
In den USA sind ein Drittel der Museen von der Schließung bedroht. Das ergab eine Umfrage der American Alliance of Museums. Befragt wurden 750 Museumsdirektoren, überwiegend von historischen Museen und Kunsthallen, aber auch von Aquarien, botanischen Gärten und Wissenschaftszentren.

Insbesondere die Einbrüche bei den Ticketverkäufen, in den Museumsshops und durch ausgefallene Veranstaltungen belasten die Haushalte. In den USA erhält nur rund ein Viertel der Häuser staatliche Unterstützung.

Badisches Landesmuseum verliert eine halbe Million Euro

In Deutschland sind Träger der Museen meistens die Kommunen. Dennoch sei auch hierzulande die Finanzierung der Museen durch die öffentliche Hand aufgrund der allgemeinen finanziellen Belastungen durch die Coronapandemie "sehr schwierig" geworden, sagt Eckart Köhne. Er ist der Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe und der Präsident des Deutschen Museumsbundes.
Sein eigenes Haus werde mindestens eine halbe Million Euro in diesem Jahr verlieren. Vor allem der Wegfall der Einnahmen aus Sonderausstellungen mache sich bemerkbar. Bei Häusern, die als Stiftung oder GmbH organisiert sind, werden wir auch in Deutschland "viele Schließungen" erleben, meint Köhne.

Kürzungen in den kommenden Haushalten erwartbar

Zwar gebe es im laufenden Jahr durch Bund und Länder "einiges an Förderung", der Museumsbund fürchte jedoch, dass dann, wenn die jetzt von den öffentlichen Haushalten aufgenommenen Schulden wieder abbezahlt werden müssten, die Museen darunter leiden müssten. Schon jetzt sei etwa in München die Sanierung des Stadtmuseums um Jahre verschoben worden.

Der Hauptteil der Fixkosten liege bei Museen in der Regel beim Personal: "Das heißt, wenn wir wirklich sparen, dann können wir nur an den kreativen Mitteln sparen, also das Geld, was wir für Projekte, für Ausstellungen, für Forschung, für Veranstaltungen nehmen." Damit falle dann der nach außen sichtbare Teil der Museumsarbeit, der die Besucherinnen und Besucher in die Häuser locke, weg.
(huc)
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