Weiße Kunstwelt unter Druck
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Viele Museen in den USA haben sich an die Seite der "Black Lives Matter"-Bewegung gestellt. Das hat sie nicht davor geschützt, selbst mit Rassismusvorwürfen konfrontiert zu werden. Im Mittelpunkt der Kritik steht das Guggenheim-Museum in New York.
Viele US-Kulturinstitutionen sind durch "Black Lives Matter" und die damit verbundenen Debatten unter Druck geraten - trotz des Umstands, dass sie sich solidarisch mit der Bewegung erklärt hatten, sagt der Journalist Sebastian Moll. So habe es jetzt beispielsweise am Guggenheim-Museum in New York einen Aufschrei der Kuratoren gegeben, der auf einen Vorfall im letzten Jahr zurückzuführen sei. Da hatte die schwarze Gastkuratorin Chaedria La Bouvier eine Ausstellung über Jean-Michel Basquiat organisiert, in der auch ein Werk gezeigt wurde, das Basquiat einem anderen schwarzen jungen Künstler gewidmet hatte, der durch einen Polizisten getötet worden war.
Problematische Kultur am Guggenheim-Museum
"Für das Guggenheim war das schon ein weiter Schritt aus der Komfortzone heraus. Nun hat sich diese Kuratorin über den ganzen Prozess dieser Ausstellung beschwert - dass sie bei der Präsentation der Ausstellung nicht angemessen eingebunden war, dass sie zu einer dazu organisierten Diskussionsveranstaltung nicht eingeladen wurde und dass ihr im Ausstellungskatalog die Autorenschaft nicht ordentlich zugeschrieben wurde", berichtet Moll.
La Bouvier habe gesagt, dass die Arbeit am Guggenheim für sie die rassistischste Erfahrung in ihrer gesamten Karriere gewesen sei. Vor diesem Hintergrund hätten sich jetzt diverse Kuratoren zu Wort gemeldet und ebenfalls über die "zutiefst problematische" Kultur am Guggenheim geklagt.
Die Diskussion gehe jetzt quer durch alle US-Kunstinstitutionen, sagt Moll. "Wobei man dazu sagen muss, dass sich die großen Institutionen wie das MoMA, das Metropolitan Museum oder die Museen in San Francisco und Seattle eigentlich schon lange mit Diversität und Diversifizierung beschäftigen." Vor dem Hintergrund dessen, was derzeit in den USA passiere, müssten sich nun aber auch diese Einrichtungen radikaler als bisher in Frage stellen.
Die Institutionen müssen sich radikal hinterfragen
Dabei seien es oft die Institutionen selbst, die die Debatte vorantrieben. Kuratoren und Angestellte prangerten eine aus ihrer Perspektive rassistische Personalpolitik an, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung übergangen würden oder dass die Sammlungen kolonial strukturiert seien. Dabei werfe niemand den Verantwortlichen offenen Rassismus vor. Sie seien jetzt aber gefordert, den immanenten Rassismus ihrer Institutionen zu hinterfragen - auf eine gründlichere Art und Weise als bisher. Der strukturelle Rassismus zeige sich auch darin, dass es beispielsweise am Guggenheim in der Führungsebene überhaupt keine People of Colour gebe.
(rja)