Filmklassiker wieder im Kino

"Apocalypse Now" als Marketing-Coup

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Ausschnit aus "Apocalypse Now" mit Marlon Brando in der Nahaufnahme, der ein geschmiktes Gesicht hat in seiner Rolle als Colonel Kurtz
Marlon Brando spielt Colonel Kurtz in dem Film "Apokalypse Now", der am 15. Juli einmalig in seiner dritten Version "Final Cut" in deutschen Kinos zu sehen ist. © imago stock&people
Matthias Dell im Gespräch mit Marietta Schwarz · 14.07.2019
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Zum 40. Jubiläum des Klassikers "Apocalypse Now" bringt Oscar-Preisträger Francis Ford Coppola den Film neu in die Kinos. "Fazit"-Kritiker Matthias Dell bezweifelt, dass es diese dritte Version des Antikriegsfilms gebraucht hätte.
Francis Ford Coppola nennt sie die "beste Version". An diesem Montag wird für einen Abend "Apocalypse Now – Final Cut" in 160 Kinos deutschlandweit zu sehen sein. Es ist im 40. Jahr nach Veröffentlichung die dritte Version des legendären Antikriegsfilms. 1979 hatte Francis Ford Coppola die zweieinhalbstündige Originalfassung herausgebracht, 2001 die um 50 Minuten längere Fassung "Apocalypse Now Redux", in der Szenen zu finden waren, die es seinerzeit nicht gab - der Auftritt von Playmates zur Truppen-Unterhaltung, der Besuch in einer in der Vergangenheit versunkenen französischen Kolonie.

Mehr Marketing als alles andere

Der "Final Cut" ist nun drei Stunden lang, also wieder kürzer. Aber eben - wie Coppola meint - die "allerbeste Form und Version für uns zum Anschauen". Welche die beste Version ist, darüber könnten künftig Liebhaberinnen und Editionswissenschaftler streiten, meint "Fazit"-Kritiker Matthias Dell.
Obwohl Coppola "Final Cut" als "beste Version" präsentiert, meint Dell, dass der Grund für die neuerliche Veröffentlichung vermutlich weniger im Willen des Regisseurs zu sehen sei, sein Mammutwerk noch einmal zu schneiden, als in der technischen Möglichkeit, den Filmklassiker ein weiteres Mal dem aktuellen visuellen und akustischen Standard des digitalen Jetzt anzupassen. Geworben wird mit 4K Ultra HD Auflösung und mit Dolby-Atmos.
Szenenausschnitt von "Apocalypse Now" mit  Harrison Ford im Büro stehend 
An dem in dieser Filmszene sichtbaren Tonbandgerät ließe sich die Qualität der Auflösung vergleichen, meint "Fazit"-Kritiker Matthias Dell.© imago stock&people
"Das sieht man, glaube ich, auf der großen Leinwand schon. Obwohl, ich glaube auch, ein ungeübteres Auge kann dann auch gar nicht mehr so richtig unterscheiden, was jetzt wirklich noch der Gewinn ist von 4K im Vergleich zu einer sehr guten HD Version.", meint Dell. Eine Möglichkeit, die Qualität der Auflösung zu vergleichen, sei ein "Sony Tonbandgerät, auf dem die Stimme von Kurz abgespielt wird" und das gleich am Anfang im Film auftaucht.
Auf diese Weise dürfte vor allem der Verkauf der Blu-ray ab August angekurbelt werden, erklärt Dell, für den das Kino-Event quasi Werbung mache. Die neuerliche Version zeige zwar, dass der Film gut gealtert ist, also nach wie vor ein herausragendes Beispiel dafür, wie filmischer Irrsinn den Wahnsinn des Krieges einzufangen versuche. Ob es aber wirklich einer neuen Nachbearbeitung bedurft hätte, dürfe man getrost bezweifeln, urteilt Dell.
(kpa)
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