Filmische Erzählung als Kunstprojekt

Von Carsten Probst · 23.08.2012
Der Künstler Wael Shawky ist ein Erzähler: Historische Quellen bilden den Ausgang seiner filmischen Erzählungen, in denen er Fakten und Fiktion miteinander verwebt. Seine Inszenierungen lassen verborgene Hintergründe hervortreten und uns Vergangenheit wie Gegenwart neu denken.
In seinen Performances und Videoarbeiten stellt Wael Shawky historische Ereignisse nach und verfremdet sie dadurch. In Shawkys Heimat Ägypten kennt jeder die Szenen jener Militärparade, bei der der ägyptische Präsident und Friedensnobelpreisträger Anwar El-Sadat 1981 von Aufständischen ermordet wurde.

Shawky stellt die berühmten Videoaufnahmen durch eine Kolonne von Kindern auf Tretlastern nach, die sich in Unkenntnis des historischen Ereignisses völlig unbefangen vor der Kamera ihrem Spiel hingeben, während der Betrachter dennoch genau weiß, welche Szenen gemeint sind.

Das scheinbar spielerisch-kindliche zeichnet auch Shawkys aktuelle Arbeiten aus. Einem breiteren Publikum wir Shawky auf der aktuellen documenta 13 vorgestellt, auf der er mit seiner über mehrere Räume und Episoden angelegten Videoinstallation "Cabaret Crusades: The Path to Cairo" vertreten ist. Shawkys "Caberet Crusades" sind ein über mehrere Jahre hin entwickeltes episches Filmprojekt, bei dem der Künstler mit Marionetten Szenen der mittelalterlichen Kreuzzüge nachstellt.

Auf dramatisch ausgeleuchteten Minibühnen entwirft Shawky eine surreal anmutende, unheimliche Szenerie mit Elementen, in denen der westliche Betrachter vor allem Elemente actionlastiger Historienfilme erkennen mag, in denen zugleich aber unterschwellig die heutige Situation des Nahen Ostens thematisiert wird.

Links bei dradio.de:
"Die Kreuzüge entfalten noch heute Wirkung"
Der ägyptische Künstler Wael Shawky über seine Schau in den Berliner Kunstwerken
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