Weihnachtsfilme

Wenn der Prinz sich bewähren muss

09:28 Minuten
Szene aus dem Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Der Prinz passt Aschenbrödel den verlorenen Schuh an. Sie sitzt dabei auf einem weißen Pferd und blickt zu ihm hinunter.
Der Prinz passt Aschenbrödel den verlorenen Schuh an - und die sitzt hoch zu Ross und über ihm. © picture alliance / dpa / DB WDR / Degeto
Andrea Geier im Gespräch mit Gesa Ufer · 22.12.2021
Audio herunterladen
Weihnachtsfilme sind in ihrer Machart urkonservativ und spiegeln die heile Welt der bürgerlichen Träume. Doch daneben haben sie auch empanzipatorisches Potenzial, das die Literaturwissenschaftlerin Andrea Geier erforscht hat.
Alle Jahre wieder laufen die immer gleichen Weihnachtsfilme rauf und runter im Fernsehen. Bürgerlichkeit, heile Welt, romantische Liebe: Alle gesellschaftlichen Ideale wollen gegen Ende des Jahres noch einmal benannt und zementiert werden.
Aschenbrödel, Sissi und der kleine Lord - total von gestern? Oder lässt sich nicht doch ein bisschen empanzipatorisches Potenzial entdecken?
Das hat sich die Literaturwissenschaftlerin Andrea Geier von der Universität Trier gefragt und alte und neue Filme nach Kategorien wie Race, Klasse und Gender unter die Lupe genommen. Motto: #Weihnachtsfilmelesen.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Der Weihnachtsfilm als Genre dürfe sich ruhig mit nostalgischen Gefühlen verbinden, sagt Geier. Interessant sei nicht das erwartbare Ende der Geschichten, sondern der Weg dorthin, betont sie.
Ergo: Welche Probleme müssen die Protagonisten lösen, und in welcher Konstellation? "Da wird an Familienmodellen gearbeitet, da wird auch an Geschlechterungleichheit gearbeitet, das werden ganz viele Probleme benannt", sagt Geier.

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Wenn man wisse, dass es gut ausgehe, sei das auch eine Lizenz, Probleme auf eine bestimmte Art und Weise anzusprechen, führt die Literaturwissenschaftlerin aus. Nicht alle würden letztlich zufriedenstellend aufgelöst, dennoch sei das etwas, das man würdigen könne.
Als Beispiel benennt Geier den Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (Tschechoslowakei / DDR, 1973). Auch wenn dieser traditionelle Geschlechterrollen zeige, gebe es doch Situationen, in denen sich das Paar auf Augenhöhe begegne.

Der Prinz wird näher angeguckt

Und: "Der Prinz muss sich bewähren." In anderen Verfilmungen bleibe er ziemlich blass, in dieser werde er genauer angeguckt:

Er muss lernen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass er gewollt wird, nur weil er ein Prinz ist.

In dem Film gebe es also Geschlechterungleichheit, es werde aber auch auf eine besondere Art und Weise damit umgegangen.
Grundsätzlich sei es vollkommen legitim, ein Bedürfnis nach Ablenkung zu haben, sagt Geier. Durch die Pandemie schauten die Menschen derzeit noch sentimentaler Weihnachtsfilme als ohnehin.

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" befindet sich derzeit in der ARD-Mediathek. Der Film ist hier abrufbar.

Mehr zum Thema